Zusammenfassung
Die im März 2024 veröffentlichten Ernährungsempfehlungen der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellen eine zentrale Richtschnur für die
Ernährungspolitik in Deutschland dar. Tatsächlich besteht eine große Kluft
zwischen diesen Empfehlungen und der Ernährungsrealität. Die Anfang 2024
beschlossene Ernährungsstrategie der Bundesregierung will einen Beitrag zum
Schließen dieser Kluft leisten. Die bislang umgesetzten und angekündigten
Maßnahmen sind jedoch bei weitem nicht ausreichend, um die gesetzten Ziele zu
erreichen. Der vom Bundestag eingesetzte Bürgerrat Ernährung zeigte sich
entschlossener als die Regierung, und empfiehlt u.a. eine steuerfinanzierte,
beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung gemäß DGE-Qualitätsstandards, eine
verbindliche Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite, und eine
Reform der Lebensmittelbesteuerung. In allen diesen Bereichen wurden bei der
Umsetzung zuletzt keine oder nur begrenzte Fortschritte gemacht. Der vom
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgelegte Entwurf für
ein Kinder-Lebensmittelwerbegesetz orientiert sich in zentralen Punkten an
evidenzbasierten Empfehlungen, droht aber, nicht oder in nur stark verwässerter
Form verabschiedet zu werden.
Abstract
The new food-based dietary guidelines of the German Nutrition Society were
published in March 2024 and form an important basis for food and nutrition
policy in Germany. There is a large gap between these recommendations and actual
dietary patterns. Germany’s federal government adopted a national nutrition
strategy in early 2024, which aims to make a contribution to closing this gap.
However, the measures implemented and announced so far are far from sufficient
to achieve the goals set out by the government. The Citizensʼ Assembly on
Nutrition (Bürgerrat Ernährung) appointed by the Bundestag has shown more
resolve. It recommends, among others, publicly funded daycare and school meals
in line with the school nutrition standards of the German Nutrition Society,
mandatory front-of pack nutrition labelling, and a reform of food taxation. In
all of these areas, little or no progress has recently been made. The draft
Childrenʼs Food Advertising Act proposed by Germany’s Federal Ministry of Food
and Agriculture (BMEL) is based in crucial aspects on evidence-based
recommendations. It is, however, in danger of not being passed or only being
passed in a watered-down form.
Schlüsselwörter
Ernährungspolitik - Ernährungsumfeld - Ernährungsstrategie - Deutschland
Keywords
Food policy - nutrition policy - food environments - Germany