PSYCH up2date 2024; 18(06): 473-490
DOI: 10.1055/a-2346-5264
Abhängigkeitserkrankungen

Alkoholbezogene Störungen und Alkoholentzug mit möglichen Komplikationen

Annette Binder

Alkoholbezogene Störungen (schädlicher Konsum, Abhängigkeitserkrankung) sind häufig, daher sind umsichtige Überwachungs- und effektive Therapiemaßnahmen während des Alkoholentzugs essenziell, um im Kontext von Alkoholentzugssyndromen potenziell lebensbedrohliche Komplikationen vermeiden zu können. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Relevanz in der psychiatrisch/psychotherapeutischen Versorgung. Zudem wird auf den Umgang mit möglichen Komplikationen im Rahmen eines Alkoholentzug eingegangen.

Kernaussagen
  • Kein sicherer Alkoholkonsum: Laut WHO und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gibt es keine gesundheitlich unbedenklichen Konsummengen für Alkohol. Selbst geringe Mengen können das Risiko für Krankheiten erhöhen.

  • Hohe Prävalenz von Alkoholabhängigkeit: Etwa 9 Millionen Menschen in Deutschland haben einen problematischen Alkoholkonsum, wobei 3,1% der 18- bis 64-Jährigen die Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit nach DSM-5 erfüllen.

  • Stigmatisierung und Selbststigma: Personen mit alkoholbezogenen Störungen erleben oft Stigmatisierung, was dazu führt, dass sie ihren Konsum verschweigen und selten Hilfe suchen. Der Why-try-Effekt verstärkt dieses Verhalten.

  • Veränderte Diagnosekriterien nach ICD-11: Die Kriterien für alkoholbezogene Störungen haben sich in der ICD-11 geändert. Die neue Definition legt mehr Wert auf den inneren Drang zum Konsum und reduziert die Anzahl der notwendigen Diagnosekriterien.

  • Gefahren des Alkoholentzugs: Alkoholentzug kann lebensbedrohlich sein, insbesondere durch Komplikationen wie epileptische Anfälle oder Delirium tremens, weshalb eine engmaschige Überwachung und leitliniengerechte Therapie entscheidend sind.

  • Psychologische und soziale Unterstützung: Neben medikamentöser Behandlung sind psychosoziale Interventionen entscheidend für die langfristige Abstinenz und Rückfallprävention.

  • Das optimale Behandlungssetting: Für den Erfolg einer Entzugsbehandlung ist auch die Wahl der Behandlungsform wichtig, welche anhand der individuellen Charakteristika des Betroffenen erfolgt.



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Article published online:
18 November 2024

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