Heilpflanzen 2024; 04(04): 1
DOI: 10.1055/a-2350-3398
Editorial

„ Wir leben Heilpflanzen! “

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Christian Böser

Sie kennen das: ein Begriff wird genannt, und jeder assoziiert sofort etwas anderes damit. Als wir beim Planungstreffen mit den Herausgeberinnen und Herausgebern die Schwerpunktthemen für 2025 besprochen haben und das Thema dieser Ausgabe, Verdauungskräuter, ins Gespräch kam, musste ich als erstes an zuckersüße Liköre und in der Speisröhre brennende Schnäpse denken. Beide mag ich nicht (einmal probiert, nicht meines), dennoch sind sie mir nach einem üppigen Essen des Öfteren fast schon reflexartig angeboten worden – meist mit den Worten: „Was Gutes aus Kräutern für den Magen“. Meine Erfahrung: nichts Gutes aus Kräutern! Die Assoziationen der Herausgeberinnen und Herausgeber sind da zum Glück ganz andere, sie blicken auf bessere Erfahrungen rund um die Verdauungskräuter zurück als ich. So stellt Ihnen Cornelia Stern die Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) im großen Heilpflanzenporträt vor. Eine Pflanze, die sie sehr schätzt und auch als „Einstieg in die Bitterstoffe“ empfiehlt (S. 4). An Inulin bzw. die inulinreichen Pflanzen hat Sebastian Vigl damals beim Planungstreffen als erstes gedacht. Er zeigt in seiner Wirkstoffgrafik detailliert, wie Inulin das Milieu im Darm reguliert (S. 27). Übrigens: Topinambur (Helianthus tuberosus) zählt zu den besonders inulin-reichen Pflanzen. Henrike März stellt ihn in der Reihe „Alte Sorten“ vor (S. 76). Wermut (Artemisia absinthium) war im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als Getränk „Absinth“ der Hit, das ist in einer weniger alkoholreichen Variante heute wieder in Mode. Passende Rezepte und Rezepturen für appetitanregende Weine, Liköre und Teemischungen mit Wermut, aber auch für die „Grüne Fee“, hat Rudi Beiser für Sie zusammengestellt (S. 34). Er erklärt Ihnen außerdem, wie Sie eines der wichtigsten und sicher bekanntesten Hausmittel gegen leichte Verdauungsbeschwerden selbst erfolgreich anbauen und ernten: die Kamille (Matricaria recutita) (S. 64). Henrike März hatte neben Topinambur auch die ältesten Probiotika in ihren Gedanken, als es um die Verdauungskräuter ging. Miso, Kombucha, Kimchi, aber auch der Klassiker Sauerkraut zählen dazu. Es sind fermentierte Pflanzen und Gemüse, die unsere physiologische Darmflora gesund erhalten und fördern (S. 68). Und das Gute: Fermentieren ist ganz einfach! (S. 74). Wenn das Mikrobiom doch einmal aus dem Gleichgewicht geraten sollte und Bakterien aus dem Dick- in den Dünndarm gelangen, kann das zu massiven Beschwerden führen. Ätherische Öle haben sich als wertvolle und hochwirksame Therapeutika gegen dieses sogenannte SIBO erwiesen. Was SIBO ist und welche ätherischen Öle dagegen eingesetzt werden, verrät die Apothekerin Alexandra Strobl-Hagen (S. 46).

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Zubereiten und Anwenden!

Ihr
Christian Böser
Redakteur Heilpflanzen



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Article published online:
06 December 2024

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