Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(11): 532
DOI: 10.1055/s-0028-1105985
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Differenzialtherapie der Hypertonie

Heribert Brück
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. November 2008 (online)

Das vorliegende Schwerpunktheft steht unter dem Motto „Differenzialtherapie der Hypertonie“. Die Hypertonie besitzt nach einer vergleichenden Studie aus dem Jahr 2003 in Deutschland die höchste Prävalenz im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, aber auch im Vergleich mit Kanada und den USA. In den USA lag die Prävalenz zum Beispiel für die Altersgruppe von 35–64 Jahren bei 27,8  %, in Deutschland bei 55,5  %. Dem steht gegenüber, dass in Nordamerika die Zahl der Personen, die Antihypertensiva einnahmen bei 44  % lag, in Europa jedoch nur bei 27  %. Wenn wir uns dann noch anschauen, wie viele unserer Hypertoniker die Zielwerte erreichen, so sind zwar leichte Erfolge erkennbar, insgesamt dürfen wir jedoch mit den Ergebnissen noch lange nicht zufrieden sein. Dies auch deshalb nicht, weil parallel zur Prävalenz der arteriellen Hypertonie in Deutschland auch die des Schlaganfalls am höchsten ist. Da der Hausarzt der erste Ansprechpartner des Hypertonikers ist, sollte er über aktuelle Entwicklungen und Ergebnisse frühzeitig und umfassend informiert sein. Dazu soll dieses Heft einen Beitrag leisten.

Zur Therapie der arteriellen Hypertonie gehört nicht nur die medikamentöse Therapie. In manchen Fällen reichen als erste Maßnahmen sogenannte Lebensstiländerungen aus. Gegenüber meinen Patienten spreche ich jedoch bewusst nicht davon, dass wir mit der Behandlung noch abwarten können; sondern ich betone immer wieder, dass eine nicht-medikamentöse Behandlung eben auch eine Behandlung ist. Damit möchte ich die Bedeutung dieser Maßnahmen unterstreichen und die Motivation und die Compliance des Patienten erhöhen. Herr Prof. Weisser gibt Ihnen in seinem Artikel ein Update der nicht-medikamentösen Behandlung. Er zeigt sehr schön den gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse auf, was stellenweise auch einen Paradigmenwechsel bedeutet. Er stellt jedoch auch die noch ungeklärten Fragen dar. Insgesamt finden sie eine praxisrelevante Übersicht, die Ihnen Antworten auf Fragen bietet, die im Alltag der Hypertoniebehandlung immer wieder auftauchen.

Hypertoniker haben oft noch andere Risikofaktoren oder Erkrankungen. Eine große Co-Morbidität besteht insbesondere zwischen der Arteriellen Hypertonie und dem Diabetes mellitus. Viele Diabetiker sind auch Hypertoniker, aber Hypertoniker entwickeln auch häufiger einen Diabetes mellitus als Normotoniker. Herr Prof. Zidek spricht in seinem Artikel deshalb auch von einer „unheiligen Allianz“. Er zeigt dabei auf, worauf bei dem Zusammentreffen dieser beiden Volkskrankheiten besonders zu achten ist. Einerseits gelten für den Diabetiker niedrigere Normwerte, das heißt es ist häufig eine aggressivere Behandlung erforderlich. Andererseits ist jedoch bei der medikamentösen Behandlung darauf zu achten, dass durch diese Therapie keine Verschlechterung der Stoffwechselparameter erfolgt. Worauf wir in der täglichen Praxis achten sollten und auf welche Ergebnisse wir uns stützen können, erfahren wir in dieser Übersicht.

Die Betablocker sind in der letzten Zeit ins Gerede gekommen. Es stellt sich immer wieder die Frage, ob wir sie noch als First-Line-Medikation bei der Hypertonie einsetzen sollen, oder ob sie nur bei bestimmten Begleiterkrankungen eingesetzt werden. Gerade auch im Hinblick auf die Komorbidität von Hypertonie und Diabetes stellt sich die Frage: nutzen oder schaden die Betablocker hier? Herr Prof. Schwinger bietet in seinem Artikel einen fundierten Einblick in die Problematik. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch das gesamte Gebiet der Betablocker, zeigt uns die Wirkungen, die Nebenwirkungen, die Unterschiede der verschiedenen Generationen der Betablocker und stellt uns auch aktuelle Studienergebnisse vor. Für die Praxis erhalten wir Anhaltspunkte, wann wir einen Betablocker unbedingt einsetzen müssen und welche Betablocker sich für bestimmte Indikationen besonders eignen, aber auch wann wir durchaus auf den Einsatz eines Betablockers verzichten können.

Immer wieder müssen wir bei der Behandlung der Hypertonie feststellen, dass die Patienten trotz intensiver Bemühungen ihre Zielwerte nicht erreichen. Obwohl dieses Problem eher selten ist, so ist gerade hier eine genaue Analyse erforderlich. Eine Hilfe dabei finden wir in dem Artikel von Herrn Dr. Offers und Herrn Prof. Kolloch. Sie geben uns einen Überblick über die möglichen Ursachen einer therapierefraktären Hypertonie und zeigen uns Lösungsmöglichkeiten für die Praxis auf. Die häufigsten Ursachen von Patientenseite sind die mangelnde Compliance. Vonseiten des Arztes liegt es eher daran, dass die Höchstdosen oder Kombinationsmöglichkeiten nicht voll ausgenutzt werden.

In dem vorliegenden Heft bekommen Sie Informationen für Ihre tägliche Praxis. Sie erhalten Daten, die Eingang finden in Ihre täglichen Entscheidungen bei der Behandlung der arteriellen Hypertonie. Das Ziel ist eine weitere Verbesserung der Therapie dieser Volkskrankheit, um dadurch eine Reduktion der damit verbundenen Komplikationen zu erreichen.

Dr. med. Heribert Brück

Erkelenz