ergoscience 2009; 4(1): 39
DOI: 10.1055/s-0028-1109076
Veranstaltungsberichte

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lernprozesse gestalten – Kompetenzentwicklung in der Ergo- und Physiotherapie durch eine zukunftsorientierte Didaktik

Bericht vom Fachtag an der FH Bielefeld am 21. November 2008H. Becker1
  • 1Georg Thieme Verlag, Stuttgart
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Januar 2009 (online)

150 Lehrende, Praxisanleiter und Studierende aus der Ergo- und Physiotherapie trafen sich in der Fachhochschule Bielefeld zum fachlichen Austausch. Sie diskutierten, welche Kompetenzen Therapeuten zukünftig benötigen und wie die Didaktik der Fachschulausbildung deren Entwicklung unterstützen kann. Veranstalter des Fachtages waren der Verband Deutscher Ergotherapieschulen (VDES), der Deutsche Verband der Ergotherapeuten (DVE), der Verband leitender Lehrkräfte an Physiotherapieschulen in Deutschland (VLL), der Deutsche Verband für Physiotherapie (ZVK), der Georg Thieme Verlag und die Lerneinheit „Pflege und Gesundheit” des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit an der FH Bielefeld.

Wie Ergotherapeuten ihre Kompetenzen beschreiben, schilderten Prof. Dr. Ursula Walkenhorst und Renate von der Heyden bei der Präsentation erster Ergebnisse der KomET-Studie, einer Befragung von Ergotherapeuten zu berufsspezifischen Tätigkeiten und Aufgaben. Die Befragung wurde in Kooperation zwischen dem Verband deutscher Ergotherapieschulen (VDES) und der Fachhochschule Bielefeld bei praktisch tätigen Ergotherapeuten durchgeführt. Die Auswertung der Interviews wurde von der Fachhochschule Bielefeld vorgenommen.

Dabei wurde z. B. deutlich, dass Ergotherapeuten über vielfältige Ressourcen zur Bewältigung von Aufgaben verfügen. Diese Vielfältigkeit führt aber auch dazu, dass das berufliche Selbstverständnis heterogen ist. Kompetenzen werden stark abhängig vom Fachbereich sowie den institutionellen Aufgaben beschrieben und nicht allgemein für den Beruf formuliert. Auch die Terminologie in der Berufspraxis ist heterogen. Wichtige Aufgaben der Ausbildung sind deshalb, die Kompetenz des Berufs nach außen darzustellen und die Anwendung einer einheitlichen Fachsprache zu fördern. Lernsituationen in theoretischer und praktischer Ausbildung sollen den Lernenden Eigenaktivitäten und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.

Für die Physiotherapie stellte Barbara Köhler von der ZHAW Winterthur vor, wie in der Schweiz berufliche Kompetenzen mit entsprechenden Anforderungsniveaus für Bildungsprogramme entwickelt wurden.

In Workshops vertieften und diskutierten die Teilnehmer Themen wie Qualität der praktischen Ausbildung, Prüfungsgestaltung und kompetenzorientierte Unterrichtsmethoden. Weitere Workshops boten Gelegenheit, sich mit den Ergebnissen von Experteninterviews zu zukünftigen Anforderungen an die Ergotherapie auseinanderzusetzen, die ebenfalls zur KomET-Studie gehörten, zu überlegen, ob eine Fach- oder aber eine Berufsfelddidaktik für die Gesundheitsberufe sinnvoll ist und über interdisziplinäres Arbeiten zu diskutieren.

Am Ende der Veranstaltung zogen alle Referenten und Vertreter der Verbände ein kurzes Resümée aus den Workshops. So konnte jeder Teilnehmer den maximalen Gewinn an neuen Erkenntnissen und Anregungen mitnehmen. Die große Nachfrage – es konnten nicht alle Interessenten zugelassen werden – zeigt, dass der Bedarf an fachlichem Austausch zu Ausbildungsthemen groß ist. Einmalig war die breite berufsübergreifende Kooperation verschiedener Organisationen. Man kann nur wünschen, dass es weitere Veranstaltungen dieser Art geben wird.

Heidrun Becker

Berlin