Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59 - A105
DOI: 10.1055/s-0029-1208246

Schmerzen als Prädiktor für Depressivität und Angst bei Krebspatienten im Langzeitverlauf unter besonderer Berücksichtigung des sozialen Status

A Mehnert 1, B Leibbrand 2, J Barth 3, G Friedrich 4, W Bootsveld 4, U Gärtner 5, U Koch 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Salzetalklinik, Bad Salzuflen
  • 3Rehabilitationsklinik Nordfriesland, St. Peter-Ording
  • 4Klinik Tecklenburger Land, Tecklenburg
  • 5Paracelsus-Klinik Am See, Bad Gandersheim

Hintergrund: Schmerz ist ein belastendes Symptom, unter dem Patienten aller Tumordiagnosegruppen leiden. Bisher liegen kaum Studien zum Einfluss von Schmerz auf die psychische Belastung unter Berücksichtigung des sozialen Status vor. Methode: 1193 Patienten (85% Frauen, 58% Brustkrebs) nicht älter als 60 Jahre wurden zu Beginn (T0), am Ende (T1) und ein Jahr nach Krebsreha (T2) (n=883, 78%) befragt. Erfasst wurden u.a. Depressivität, Angst, Schmerzausmaß und -intensität. Die Zeit seit aktueller Diagnose beträgt M=11 Monate (SD=9, 1–46). 37% der Patienten haben einen niedrigen, 53% einen mittleren und 10% einen hohen sozialen Status. Ergebnisse: Zu T0 leiden n=948 Patienten (80%) überhaupt und 25% unter starken Schmerzen. Zu T1 leiden 19,5% und zu T2 23% unter starken Schmerzen. Es zeigt sich eine Verbesserung der Schmerzen zwischen T0– T1 (P=0.001, eta²=0.05), dagegen eine Zunahme zwischen T0– T2 (P=0.03, eta²=0.008). Patienten mit niedrigerem sozialen Status haben ein höheres Ausmaß an Schmerzen (P<0,05, eta²>0.01), aber kein höheres Ausmaß an Angst oder Depressivität. Starke Schmerzen zu T1, Hautkrebs und der Krankheitsstatus stellen Prädiktoren für Depressivität zu T2 dar (R²=0,15). Für Angst stellen starke Schmerzen den einzigen Prädiktor in dem Modell dar (R²=0,09). Diskussion: Die Ergebnisse zeigen die hohe Prävalenz und die Bedeutung von Schmerzen für die psychische Belastung im Langzeitverlaufu ndverdeutlichen die Notwendigkeit einer besseren Schmerzkontrolle.

Literatur: Breitbart W, Chochinov HM, Passik S. Psychiatric Symptoms in Palliative Medicine. In: Doyle D, Hanks G, MacDonalds N (Hrsg). Oxford Textbook of Palliative Medicine, 3rd Edition. Oxford: Oxford University Press 2003; 746-774. Passik SD, Dugan W, McDonald MV, Rosenfeld B, Theobald DE, Edgerton S. Oncologistsrsquor; recognition of depression in their patients with cancer. J Clin Oncol 1998; 16: 1594–1600