Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_26
DOI: 10.1055/s-0029-1221822

Bestimmung des Blutzuckers am Auge: Eine Machbarkeitsstudie mit einer neuen optischen Methode (EyeSense-Insert)

C Hasslacher 1, 2, GU Auffarth 3, I Platten 1, K Schmid 4, M Knuth 4, F Küstner 4
  • 1St. Josefskrankenhaus, Heidelberg, Germany
  • 2Diabetesinstitut Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 3Universitäts-Augenklinik, Heidelberg, Germany
  • 4Eyesense GmbH, Großostheim, Germany

Einleitung: Die Blutzuckerselbstkontrolle ist integraler Bestandteil der Diabetestherapie. Seit Jahren wird nach einer Technik gesucht, den Glucosespiegel (GS) „unblutig“ messen zu können. Eyesense hat eine Methode entwickelt bei dem durch Implantation eines Inserts in die Conjunctiva des Auges die GS in der Gewebsflüssigkeit photometrisch gemessen werden kann. Ziel der Studie war es, mit einem ersten Prototyp des Inserts die optimale Implantationsstelle am Auge sowie die Messgenauigkeit in einem Zeitraum von 18 Tagen zu untersuchen.

Methodik: Bei 15 Insulinpflichtigen D (10 Typ 1-, 5 Typ 2-D) wurde das Eysense Insert (EI) subkonjunktival am re. Auge eingesetzt (=Tag 0). Nach ophthal. Kontrolle am Folgetag wurden an den Tagen 2,4,8,11 und 18 vergleichende Glukosemessreihen (EI vs. kapilläre BZ-Messung mit Labormethode) in 10-minütigen Abständen über einen Zeitraum von 4–6 Stunden durchgeführt. Durch zeitversetzte Gabe von Kohlenhydraten (oral) bzw. Insulin (s.c.) wurden GS von 50–300mg/dl induziert. Ausgewertet wurde die Korrelation zwischen den mit Labor – und dem EI gemessenen GS, die mittlere Abweichung (MAB) der GS am Auge sowie die Zeitverzögerung. Als Endpunkte wurden definiert: Abnahme des Mess-Signals um >90%, Verlust des EI.

Ergebnisse: Die Untersuchung der optimale Position des EI bei 4 Pat. ergab, dass eine Implantation knapp unterhalb des Unterliedes, ca. 5mm lateral von der Iris entfernt am günstigsten ist Bei 11 Pat. wurden insgesamt 44 Messreihen während 18 Tagen durchgeführt. Ausgewertet wurden 1944 simultan gemessene GS; unter 90mg/dl lagen 8,5%, über 250mg/dl 6,2% der Werte. Während der Tage 2–18 bestand eine hochsignifikante Korrelation zwischen den mit beiden Methoden gemessenen GS (r=0,93; p<0,001). Die MAB der mit dem EI gemessenen GS vom Laborwert betrug im Mittel10,3%, bei 82% der Patienten wurde sogar die ISO-Norm erfüllt. Bei spez. Auswertung des hypoglyk. (BZ <80mg/dl) und des hyperglyk. Bereiches (BZ >250mg/dl) ergaben sich ähnliche Befunde: Die MAB der GS betrug hier 17,4% bzw 3,7%. Die Zeitverzögerung des am Auge gemessenen Wertes im Vergleich zum kapillären GS lag zwischen 5 und 15min. Bei einer Patientin (Nr 1) kam es zu einem Implantat-Verlust; mit Ausnahme eines passageren Fremdkörpergefühls in den ersten Tagen nach Implantation gaben die Pat. keine Beschwerden an. Eine Abnahme des Mess-Signals <10% wurde nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass es mit der Eyesense-Methode möglich ist, den GS in der Conjunctiva des Auges mittels eines EI photometrisch zu messen. Die dabei erhobenen Befunde reflektieren mit hoher Messgenauigkeit den an der Fingerbeere „blutig“ gemessenen Blutzucker. Es besteht eine leichte Zeitverzögerung, wie sie bei“alternative side“– Messungen üblich ist. Mit Ausnahme eines Implantatverlustes waren keine lokalen oder systemischen AE's festzustellen.