Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_66
DOI: 10.1055/s-0029-1221862

Assoziation zwischen erhöhten Serumkonzentrationen von TGF-β1 (transforming growth factor-β1) und inzidentem Typ 2 Diabetes: Ergebnisse aus der MONICA/KORA Augsburg Fall-Kohorten-Studie

C Herder 1, A Zierer 2, W Koenig 3, M Roden 1, 4, C Meisinger 2, B Thorand 2
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Institut für Klinische Diabetologie, Düsseldorf, Germany
  • 2Helmholtz Zentrum München, Institut für Epidemiologie, Neuherberg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin II – Kardiologie, Ulm, Germany
  • 4Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Innere Medizin/Stoffwechselkrankheiten, Düsseldorf, Germany

Fragestellung: Die subklinische Aktivierung des Immunsystems stellt einen wichtigen Risikofaktor in der Entwicklung von Insulinresistenz und Betazelldysfunktion dar. Es ist bislang jedoch noch nicht bekannt, ob erhöhte Konzentrationen von antiinflammatorischen Immunmediatoren auf ein niedrigeres Risiko für die Entstehung des Typ 2 Diabetes hindeuten. Daher sollte in dieser Studie untersucht werden, ob es eine Assoziation zwischen Serumkonzentrationen von TGF-β1 (transforming growth factor-β1), einem zentralen Regulator des Immunsystems mit überwiegend immunsuppressiven Eigenschaften, und dem Risiko für die Entwicklung des Typ 2 Diabetes gibt.

Methodik: Im Rahmen dieses Projektes wurden mittels ELISA Serumspiegel von TGF-β1 in 460 Personen mit inzidentem Typ 2 Diabetes und 1474 Personen ohne inzidenten Typ 2 Diabetes in einer Fall-Kohorten-Studie innerhalb der populationsbasierten MONICA/KORA Augsburg Kohorte bestimmt (mittlere Nachbeobachtungszeit (±SD) 10,9±4,7 Jahre).

Ergebnisse: In Cox Proportional Hazards-Modellen waren erhöhte TGF-β1-Konzentrationen mit signifikant höhrerem Risiko für Typ 2 Diabetes assoziiert (HR (95% CI) für ansteigende TGF-β1-Tertile nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und Survey: 1,0; 1,08 (0,83; 1,42); 1,41 (1,08–1,83); P (Trend)=0,012). Weitere Adjustierungen für BMI, metabolische und Lebensstilfaktoren hatten praktisch keinen Einfluss auf die Effektstärke.

Schlussfolgerungen: Erhöhte Serumkonzentrationen des regulatorischen und überwiegend immunsuppressiven Zytokins TGF-β1 gehen der Entwicklung eines Typ 2 Diabetes um Jahre voraus. Diese Assoziation ist unabhängig von demographischen, anthropometrischen, metabolischen und Lebensstilfaktoren. In weiteren Studien muss untersucht werden, ob dieser Zusammenhang durch eine verstärkte Expression und Freisetzung von TGF-β1 als Schutzreaktion gegen metabolische und immunologische Veränderungen während der Diabetesentwicklung erklärt werden kann oder ob es einen direkten Beitrag von TGF-β1 zum Diabetesrisiko gibt.