Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_75
DOI: 10.1055/s-0029-1221881

Der FGFR4 Gly388Arg Polymorphismus – eine mögliche gemeinsame Grundlage von Krebs und Typ 2 Diabetes

K Kantartzis 1, N Stefan 1, C Thamer 1, F Machicao 1, H Staiger 1, J Machann 2, F Schick 2, A Fritsche 1, M Kazuaki 3, J Kuusisto 4, A Stančáková 4, T Mayr 5, M Laakso 4, M Kasuga 3, S Ezzat 6, A Ullrich 5, HU Häring 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik, Abteilung Innere Medizin IV, Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie, Angiologie und Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Tübingen, Sektion für Experimentelle Radiologie, Tübingen, Germany
  • 3Universität Kobe, Medizinische Klinik, Abteilung Diabetes, Stoffwechsel und Endokrinologie, Kobe, Japan
  • 4Universität Kuopio, Medizinische Klinik, Kuopio, Finland
  • 5Max-Planck-Institut für Biochemie, Abteilung Molekularbiologie, Martinsried, Germany
  • 6Universität Toronto, Medizinische Klinik, Toronto, Canada

Fragestellung: Der Gly388Arg Polymorphismus im fibroblast growth factor Rezeptor 4 (FGFR4) – Gen stellt einen Risikofaktor für ein kürzeres krankheitsfreies Intervall, für einen schnelleren Fortschritt und eine Resistenz in der Therapie von Kolon- und Mammakarzinomen dar. Da FGFR4 am Gallensäuren- und FGF15/19– Signalling beteiligt ist und Leberfett und Insulinresistenz in Nagetieren reguliert, untersuchten wir, ob es einen Zusammenhang des Gly388Arg mit Leberfett, Insulinresistenz und Typ 2 Diabetes beim Menschen gibt.

Methodik: Bei 170 nicht diabetischen Teilnehmern unserer TULIP Lebensstilinterventionsstudie und 176 Japanern mit Typ 2 Diabetes wurden das Leber- und intramyozelluläre Fett mittels Kernspinspektroskopie und das Ganzkörper- und viszerale Fett mittels Kernspintomografie gemessen. Die Insulinsensitivität wurde während eines zweistündigen oralen Glukosetoleranztestes bestimmt bzw. mit dem HOMA-IR Index berechnet. Der mögliche Zusammenhang des Polymorphismus mit Typ 2 Diabetes wurde bei 5017 Finnen untersucht.

Ergebnisse: Bei den Deutschen Trägern des seltenen 388Arg Allels fielen das Leberfett und die Insulinresistenz nach einer Beobachtungszeit von 9 Monaten weniger stark als bei den 388Gly Homozygoten ab (p≤0,007). In der Japanischen Population waren Träger des 388Arg Allels mehr insulinresistent (p=0,012) und hatten einen höheren Leberfettgehalt (p=0,060) als 388Gly Homozygote. In der Finnischen Population wiesen Träger des 388Arg Allels ein höheres Risiko, einen Typ 2 Diabetes zu entwickeln, auf (Odds Ratio: 1,21; 95% Konfidenzintervall: 1,035–1,418, p=0,017).

Schlussfolgerung: Der Gly388Arg im FGFR4 ist mit Leberfett, Insulinresistenz und Typ 2 Diabetes assoziiert. Dies deutet darauf hin, dass FGFR4 einen Link für das oft beschriebene gemeinsame Auftreten von Krebs und Typ 2 Diabetes darstellt.