Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_92
DOI: 10.1055/s-0029-1221897

Stresserfahrung und Diabetesmanagement bei Insulin-behandelten Patienten mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes

J Hellhammer 1, J Pfützner 2, T Hero 1, PB Musholt 2, J Böhnke 1, AH Pfützner 2, I Amann-Zalan 3, M Ganz 3, B Petersen 3, J Schult 3, T Forst 2, 4, A Pfützner 5, 6
  • 1daAcro GmbH, Trier, Germany
  • 2IKFE – Institut für klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany
  • 3Roche Diagnostics, Mannheim, Germany
  • 4Universitätsklinik Mainz, Endokrinologie und Stoffwechsel, Mainz, Germany
  • 5IKFE – Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany
  • 6Fachhochschule Bingen, Bingen-Büdesheim, Germany

Fragestellung: Ein Zusammenhang zwischen Stress und Diabetes mellitus ist in der Literatur vielfach beschrieben worden. Die erfolgreiche Durchführung von Blutzuckermessungen und Insulininjektionen, die für eine gute Blutzuckereinstellung essentiell ist, kann durch einen hohen Stresslevel bei den Patienten beeinträchtigt werden. Ziel dieser Pilotstudie war die Erfassung des chronischen Stressempfindens bei Patienten mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes in unterschiedlichen Altersgruppen und die Klärung der Frage, inwieweit chronischer Stress die Blutzuckermessung und Insulintherapie beeinflusst.

Methodik: In dieser monozentrischen Querschnittsstudie wurden vier gleichgroße Gruppen untersucht: gesunde Kontrollpersonen, Patienten mit Typ 1 Diabetes, sowie Patienten mit Typ 2 Diabetes 40–70 Jahre und >70 Jahre (n=99; Dauer der Insulintherapie >10 Jahre). Die Patienten beantworteten zwei standardisierte Fragebögen. Der Trierer-Inventar-für-Chronischen-Stress (TICS) ist ein etabliertes und validiertes Instrument zur Erfassung des chronischen Stressempfindens während der vorhergehenden letzten 3 Monate und ergibt individuelle Ergebnisse in 9 Unterbereichen und einen Summenscore. Der neu entwickelte Fragebogen zur Handhabung von Blutzuckermessgeräten und Insulintherapie (HaGluMIT) erfasst 9 unterschiedliche Aspekte des Diabetesmanagements jeweils unter „entspannten“ und „gestressten“ Umständen.

Ergebnisse: Die Gruppe der Typ 1 Patienten zeigte das größte Stressempfinden im TICS (p<0,05 vs. alle anderen Gruppen). Die Unterschiede waren in den Unterbereichen „Arbeitsbelastung“ (p<0,001) und „Unzufriedenheit mit der Arbeit“ (p<0,005) am stärksten ausgeprägt. Alle 9 Aspekte des HaGluMIT trugen gleichermaßen zum Summenscore für beide untersuchten Konditionen bei. Beide Tests wiesen ein hohes Maß an Übereinstimmung auf: das chronische Stressempfinden (TICS) korrelierte sowohl unter entspannten (p<0,001) als auch unter gestressten (p<0,05) Umständen mit dem HaGluMIT. Aufgrund der limitierten Patientenzahl in dieser Pilotstudie erreichten die Trends im HaGluMIT zwischen den Patientengruppen nicht das statistische Signifikanzniveau.

Schlussfolgerungen: In dieser Studie zeigten Patienten mit Typ 1 Diabetes das höchste Niveau an chronischem Stressempfinden. Der empfundene chronische Stress korreliert mit dem erlebten Stress bei der Durchführung von Blutzuckermessung und Insulininjektion. Hierfür stellt der HaGluMIT-Fragebogen ein wertvolles zusätzliches Instrument dar. Unsere Ergebnisse in dieser Pilotstudie ermutigen zur weiteren Evaluierung der Bedeutung des chronischen Stress' für die Qualität von Blutzuckermessung und Insulininjektion des Diabetikers.