Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_94
DOI: 10.1055/s-0029-1221899

Ungenügende Wahrnehmung kardiovaskulärer Risiken bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus in der täglichen Praxis

E Jungmann 1, J Bolle 1, C Schmitz 1, U Snelting 1
  • 1St. Vinzenz Hospital, Schwerpunkt Diabetes-Endokrinologie, Rheda-Wiedenbrück, Germany

Fragestellung: Die Prävention der kardiovaskulären Folgekrankheiten des Diabetes mellitus weist in der täglichen Praxis bei Typ-2-diabetischen Patienten noch erhebliche Defizite auf, insbesondere bei hypertensiven und mikroalbuminurischen Frauen. Dabei bleibt offen, inwieweit fehlende Information oder Krankheitswahrnehmung bei den Patienten zu dieser ungünstigen Ausgangslage beiträgt.

Methodik: Wir befragten daher 178 Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus, Alter: 57±12 Jahre [Mittelwert±SE], bekannte Diabetesdauer: 10±10 Jahre, Normoalbuminurie: 48 Frauen, 50Männer, Mikroalbuminurie: 33 Frauen, 47Männer, die 2007–2008 von ihren Hausärzten zu Beginn oder Optimierung einer Insulintherapie in unsere Behandlungseinrichtung eingewiesen worden waren, nach ihrem Kenntnisstand zu Krankheitsrisiken und Risikomarkern bei Diabetes mellitus.

Ergebnisse: Patienten mit Kenntnissen zu Risikomarkern zeigten gleiche Werte für Blutdruck, Cholesterin, Triglyzeride und Mikroalbuminurie wie Patienten ohne Kenntnisse, wobei die angegebenen Werte deutlich unter den tatsächlich zu messenden lagen (p<0,01). Besonders deutlich zeigt sich dies bei den Blutdruckwerten und der Mikroalbuminurie bei Frauen, bei schlechterer Blutdruckeinstellung als bei den Männern (p<0,01). Trotz häufiger Angst vor Schlaganfall wird Aspirin nur von etwa der Hälfte der Patienten eingenommen, die relativ gutes Wissen um den Sinn der Einnahme von Aspirin angeben (p<0,05). Ebenso weiß trotz häufiger Angst vor einer Dialysenotwendigkeit und noch recht gutem Wissen um die Bedeutung der Mikroalbuminurie nur ein kleinerer Teil der Patienten einen Zahlenwert zur Albuminausscheidung im Urin (p<0,05

Schlussfolgerungen: Fehlende oder falsche Information, aber auch ungenügendes Anwenden vorhandener Information auf die eigene Krankheit tragen zur ungenügenden Risikoprävention bei Typ-2-Diabetes mellitus in der täglichen Praxis bei, bei hypertensiven und mikroalbuminurischen Frauen noch deutlicher als bei Männern. Dies unterstreicht den Bedarf an über unverbindliche Patienteninformation hinausgehender Schulung aller Patienten durch kompetente Schulungskräfte.