Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_98
DOI: 10.1055/s-0029-1221903

Prävalenz des Diabetes mellitus in undiagnostizierten adipösen Patienten aus der Hausarztpraxis

PB Musholt 1, A Weise 1, M Löbig 1, TA Mohr 1, D Hoffmann 1, T Schöndorf 1, C Hohberg 1, T Forst 1, 2, A Pfützner 1, 3
  • 1IKFE – Institut für klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany
  • 2Universitätsklinik Mainz, Endokrinologie und Stoffwechsel, Mainz, Germany
  • 3Fachhochschule Bingen, Bingen-Büdesheim, Germany

Fragestellung: Trotz einer zunehmenden Wahrnehmung der stetig ansteigenden Diabetesprävalenz in der deutschen Öffentlichkeit ist die Dunkelziffer für die Krankheit immer noch sehr hoch. Ziel muss es jedoch sein, die Krankheit schnell und frühzeitig zu identifizieren, um durch möglichst schnelle therapeutische Intervention die Prognose effizint verbessern zu können. Ziel dieser Untersuchung war es, in einer übergewichtigen Patientenkohorte mit unbekanntem Diabetesstatus aus der Allgemeinarztpraxis die Prävalenz des Diabetes mellitus und der gestörten Glukosetoleranz zu erfassen.

Methodik: Insgesamt übergewichtige Patienten (BMI >30kg/m2) wurden durch Anzeigen, öffentliche Aufklungskampagnen und direkte Ansprache durch die Hausärzte aus dem "Mainzer aktiven Studiennetzwerks" zur Teilnahme an dieser Untersuchung gewonnen Nach Aufnahme in die Untersuchung wurde ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt und der Diabetesstatus gemäß den diagnostischen Leitlinien der DDG erfasst.

Ergebnisse: An der Studie nahmen 458 Personen teil (191Männer, 257 Frauen, Alter (MW±STD): 49,6±13,7J., BMI: 36,4±5,3kg/m2). Im OGTT waren 274 von ihnen waren normoglykämisch (59,6%), 46 hatten lediglich eine erhöhte morgendliche Nüchternglukose (10,0%), 89 zeigten eine gestörte orale Glukosetoleranz (19,0%) und 49 hatten einen manifesten Typ 2 Diabetes mellitus (10,7%). In keinem Fall war den Patienten die Störung des Glukosestoffwechsels bekannt.

Schlussfolgerungen: In dieser Untersuchung hatten 40% der übergewichtigen Patienten eine mehr oder weniger ausgeprägte Störung des Glukosestoffwechsels, darunter ein Viertel mit manifestem Diabetes mellitus, ohne dass ihnen dieser Status bekannt war. Bei ihnen wurde eine Beratung hinsichtlich der medizinischen Optionen durchgeführt. Unsere Studie zeigt, dass die Diagnostik des Diabetes mellitus trotz aller Aufklärungsmaßnahmen immer noch unzureichend ist. Weitere Anstrengungen müssen unternommen werden, damit das Diabertesscreening zum festen Bestandteil routinemäßiger Hausarztbesuche zumindest bei übergewichtigen Personen wird.