Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_139
DOI: 10.1055/s-0029-1221943

Beziehungen zwischen latenten nächtlichen Hypoglykämien, Nüchternglukose und postprandialen Glukoseverläufen nach einem standardisierten Frühstück bei insulinpflichtigen Typ 2 Diabetikern ermittelt mittels kontinuierlichem interstitiellen Glukosemonitoring

E Henkel 1, W Landgraf 2, C Hoffmann 1, C Köhler 1, S Bilz 1, C Schoner 1, M Hanefeld 1
  • 1ZKS GWT-TU Dresden, Dresden, Germany
  • 2Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Berlin, Germany

Das kontinuierliche Glukosemonitoring (Continuous Glucose Monitoring; CGM) wird für die Diagnostik nächtlicher Hypoglykämien empfohlen. Gegenwärtig wird diskutiert, bei welcher Glukosekonzentration eine latente nächtliche Hypoglykämie mit gegenregulatorischen Reaktionen assoziiert ist.

Ziel dieser Analyse war, die Beziehungen zwischen minimalen nächtlichen Gewebeglukosekonzentrationen (Gmin), Nüchternglukose (fasting; fG), postprandialen Glukosewerten 2-Stunden nach einem standardisierten Frühstück (G2hpp) sowie maximalen Glukosewerten im Vormittagsverlauf (Gmax) zu untersuchen.

Material und Methoden: An der Studie nahmen 64 Typ 2 Diabetiker (22 Frauen und 42Männer) teil, die nur mit Insulin (n=44) oder mit einer Kombination mit Metformin (n=17) oder einem Sulfonylharnstoff (n=3) behandelt wurden.

Die CGM (Minimed, Medtronic) wurde für etwa 72 Stunden appliziert. Am zweiten Untersuchungstag konsumierten alle Patienten ein standardisiertes Frühstück in der häuslichen Umgebung. Nach ADA-Vorgabe wurden drei Studiengruppen bezüglich des minimalen nächtlichen Glukosewertes (1:<3,1(n=15); 2: 3,1–3,9 (n=19); 3: >3,9 (n=30)(mmol/l)) gebildet.

Die Glukoseinkremente wurden als Differenz zwischen den fG und den Gmin sowie zwischen den Gmax und Gmin berechnet, sowie die Korrelationen zwischen den Gmin, fG, G2hpp und Gmax analysiert.

Ergebnisse: Alter (66,3±8,5J.); BMI (29,7±4,6kg/m2), Taillenumfang (103±12cm) und HbA1c (6,1±1,1%) waren in allen drei Studiengruppen gut vergleichbar.

Gmin lag in den Gruppen bei 2,6±0,3; 3,6±0,3 und 5,2±1,2 (mmol/l; p=0,001).

Die Gruppe 1 wies niedrigere fG auf (4,8±1,1; 5,5±1,4 und 6,0±1,8mmol/l; p=0,038). Wir fanden keine signifikanten Unterschiede in G2hpp und Gmax zwischen den Gruppen. In der Gruppe 1 konnten signifikant größere Glukoseinkremente fG-Gmin (2,2±1,1; 2,0±1,4 und 0,9±1,3 (mmol/l; p=0,001)) sowie Gmax-Gmin (7,1±2,4; 5,4±2,4 und 4,8±2,6(mmol/l; p=0,033)) berechnet werden.

Die Gmin korrelierte signifikant mit der fG (p<0,01) und der G2hpp (p=0,046). Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen der Gmin und der Gmax.

Unsere Studie zeigte, dass die Patienten mit nächtlichen interstitiellen Glukosewerten <3,1mmol/l im Vergleich zu den Patienten ohne latente Hypoglykämien signifikant höhere Glukoseanstiege vormittags aufwiesen. Sollte dies als Ausdruck einer gegenregulatorischen Hyperglykämie gewertet werden, könnte die Glukosekonzentration <3,1mmol/l als kritischer Bereich für die Entwicklung einer Gegenregulation interpretiert werden.