Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_140
DOI: 10.1055/s-0029-1221944

Primär- und Sekundärprävention bei Männern und Frauen mit Typ 2 Diabetes in Deutschland: Die Diabetes in Germany (DIG)-Studie – eine prospektive 4-Jahres-Studie zur Therapiequalität des Metabolischen Syndroms sowie der Hypercholesterolämie

P Ott 1, I Benke 2, J Stelzer 2, C Köhler 2 M Hanefeld 2, DIG-Studienärzte
  • 1Weißeritztal-Kliniken GmbH, Innere Medizin/Diabetologie, Freital, Germany
  • 2GWT-TUD GmbH, Zentrum für Klinische Studien, Dresden, Germany

Hintergrund und Ziele: Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Folgeerkrankungen sind eng assoziiert. Amerikanische Daten zeigten, dass die kardiovaskuläre Mortalität in den letzten Jahren bei Männern rückläufig war, nicht jedoch bei Frauen. Ursächlich dafür könnten Unterschiede in der Qualität der Einstellung von Blutdruck und Dyslipoproteinämien sein. Die DIG Studie präsentiert bevölkerungsbasierte Daten zu Morbidität, Therapie und Qualität der Therapie von Typ 2-Diabetikern in ganz Deutschland im Zeitraum von 2002 bis 2008. In diesem Beitrag werden die Basisdaten sowie im Vergleich dazu die Vierjahresdaten präsentiert mit der Fragestellung, ob es in Deutschland ebensolche Geschlechtsunterschiede in der Therapieintensität gibt.

Material und Methoden: 2914 (1558Männer/1356 Frauen) Typ-2-Diabetiker (35 bis 80J.) aus 186 Praxen konnten über eine mittlere Beobachtungszeit von 3,7 Jahren ausgewertet werden. Anamnese, Risikofaktoren und Laborparameter wurden erfasst. Ausschlusskriterien waren: größeres kardiales Ereignis in den letzten 3 Monaten, Neoplasie in den letzten 5 Jahren, Herzinsuffizienz NYHA IV oder chronische Nierendysfunktion (Krea>2mg/dl).

Ergebnisse: 279 (391) Männer und 111(173) Frauen hatten bei Studienbeginn (Studienende) makrovaskuläre Folgeerkrankungen. In der Gruppe ohne makrovaskuläre Erkrankungen (MAK-) waren Männer signifikant jünger (63,7 vs. 65,1 Jahre – p<0,001**), hatten eine kürzere Diabetesdauer (7,7 vs. 8,4 Jahre -p<0,05*), waren schlanker (30,5 vs. 31,8kg/m2**) und wiesen niedrigere LDL- (2,95 vs. 3,06mmol/l*) sowie HDL-Cholesterolwerte (1,31 vs. 1,58mmol/l**)auf. In der Gruppe mit makrovaskuläre Erkrankungen (MAK+) waren Männer ebenso schlanker (BMI 29,9 vs. 31,9kg/m2**), zeigten eine bessere Glykämielage (HbA1c 7,1 vs. 7,3%*), einen niedrigeren systolischen Blutdruck (135 vs. 138mm Hg*) sowie ein niedrigeres HDL-Cholesterol (1,2 vs. 1,36mmol/l**). Thrombozytenaggregationshemmer erhielten 63,4% der Männer aber nur 57,8% der Frauen. 71,1% der Männer und 62,4% der Frauen erhielten ein Statin.

Schlussfolgerungen: Hinsichtlich der Primärprävention zeigten sich in der DIG-Population keine ausgeprägten Geschlechtsunterschiede. Sind jedoch kardiovaskuläre Folgeerkrankungen aufgetreten, so sind Männer hinsichtlich Glykämielage und Blutdruckeinstellung intensiver therapiert. Dies ist insofern bedeutsam, dass sich in der DIG-Population zwar deutliche Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit einer kardiovaskulären Morbidität zwischen Männern und Frauen zeigten, nicht jedoch hinsichtlich der Mortalität. Gerade Frauen sollten unter diesem Aspekt eine strenge Einstellung der Risikofaktoren im Rahmen der Sekundärprävention erfahren.