Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_141
DOI: 10.1055/s-0029-1221945

Beziehung zwischen HbA1c- Zielwert der ADA und glykämischer Variabilität sowie Auftreten und Dauer latenter Hypoglykämien bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

B Engler 1, C Köhler 1, C Hoffmann 1, W Landgraf 2, S Bilz 1, C Schoner 1, M Hanefeld 1
  • 1GWT-TUD GmbH, Dresden, Germany
  • 2Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Abteilung für medizinische Forschung, Berlin, Germany

Nach den Ergebnissen der ACCORD- Studie wurde diskutiert, ob eine Senkung des HbA1c<7,0% mit einem erhöhten Hypoglykämie- und Sterberisiko verbunden ist und damit das Nutzen-Risiko-Verhältnis für den Patienten verschlechtert.

Wir stellten uns deshalb die Frage, wie ein erhöhter HbA1c 37,0% mit der glykämischen Variabilität und dem Auftreten und der Dauer latenter Hypoglykämien (Glukose<3,1mmol/l) assoziiert ist.

Mittels CGM (continuierliches Glukosemonitoring) wurde bei 105 Typ-2-Diabetikern über ˜72h die interstitielle Glukosekonzentration gemessen. An Tag 2 nahmen die Patienten eine standardisierte Testmahlzeit (TM) ein. Wir unterteilten die Patienten in Gruppe 1 mit einem HbA1c<7,0% (N=75) und Gruppe 2 mit einem HbA1c37,0% (N=30). Die Gruppen waren folgendermaßen gekennzeichnet: Alter 64±7 vs. 61±15, n.s.; BMI 29±4,3 vs. 33±5,5, p=0,003; Diabetesdauer 4,7±3,5 vs. 11,3±7,5, p<0,001; mittlerer HbA1c 5,8%±0,52 vs. 7,9%±0,8, p<0,001. Die antidiabetische Therapie unterschied sich in beiden Gruppen nicht signifikant hinsichtlich des Einsatzes von Insulin (59% vs. 47%), die Patienten in Gruppe 2 wurden jedoch signifikant häufiger mit Sulfonylharnstoffen (keine vs. 33%) oder Metformin (44% vs. 73%) behandelt.

Wir analysierten folgende Parameter: die durchschnittliche Glukose an Tag 2 (avGTM), die Nüchternglukose an Tag 2 (fG), den höchsten Glukosewert nach der TM (Gmax), den Glukosewert 2h nach der TM (G2h), MAGE an Tag 2 (MAGETM), die Standardabweichung der Durchschnittsglukose an Tag 2 (SDTM), die Anzahl der nächtlichen stummen Hypoglykämien (HypoNacht) sowie die Dauer der stummen Hypoglykämien über 72h (Hypo72h).

Signifikante Unterschiede ergaben sich für die avGTM (6,4 vs. 8,6mmol/l, p<0,001), die fG (5,8 vs. 8,0, p<0,001), die Gmax (9,2 vs. 13,6mmol/l, p<0,001), die G2h (7,3 vs. 12,0mmol/l, p<0,001), die MAGETM (2,6 vs. 4,6, p<0,001) und die SDTM (1,4 vs. 2,2, p<0,001). Als nicht signifikant erwiesen sich die Unterschiede für die HypoNacht (0,6±2,2 vs. 0,2±0,5, n.s.) und die Hypo72h (39: 18±110: 40 vs. 28: 50±104: 28, n.s.).

Insbesondere Patienten mit einer längeren Erkrankungsdauer und einem höheren BMI zeigten sich also öfter von einer Überschreitung des HbaA1c37,0% betroffen. Ihre Glukosehomöostase war nicht nur durch ein angehobenes mittleres Glukoseniveau gekennzeichnet, sondern auch durch eine gesteigerte glykämische Variabilität, welche nach Monnier et al. mit einer konsekutiven Erhöhung des oxidativen Stresses einhergeht, die Endothelfunktion verschlechtert und damit das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen erhöht. Eine Senkung des HbA1c unter den Zielwert der ADA ist also durchaus anzustreben, vor allem da sich unter adäquater Therapie auch das Hypoglykämierisiko nicht signifikant gesteigert ist.