Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_200
DOI: 10.1055/s-0029-1222004

Faktorenanalyse bei Patienten mit Diabetes mellitus, die den Teilnahmewunsch an einem medizinischen Trainingsprogramm beeinflussen

C Lackinger 1, 2, T Lamprecht 2, R Schoenswetter 2, Y Winhofer 3, A Kautzky-Willer 3
  • 1Medical University of Vienna, Department of Nuclear Medicine, Vienna, Austria
  • 2Sportunion Österreich, Department of Health Prevention and Health Promotion, Vienna, Austria
  • 3Medical University of Vienna, Department of Endocrinology and Metabolism, Vienna, Austria

Einleitung: Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Bestandteil in der Therapie und Prävention von Diabetes Mellitus. Die Leitlinien der ÖDG empfehlen mindestens 150 Minuten Training pro Woche.

„Aktiv-Bewegt“ bietet für Diabetiker die Möglichkeit, über 8 Wochen (16 Einheiten) ein kostenloses körperliches Aufbauprogramm nach den Richtlinien der medizinischen Trainingstherapie in Anspruch zu nehmen. Das Programm sieht sich als zielgruppenspezifische Bewegungsschulung, um körperliche Aktivität in den Alltag einzubauen. Im Anschluss werden über die Vereine Folgeprogramme angeboten. Die Trainingsstandorte sind im 13. und 10. Wiener Gemeindebezirk.

Fragestellung: Wie viele Personen der Diabetesambulanz des AKH Wien interessieren sich für ein Bewegungsprogramm und wie viele nehmen tatsächlich daran teil. Welche Faktoren haben signifikante Auswirkungen auf einen Teilnahmewunsch.

Methodik: An 10 Tagen wurden alle deutschsprachigen Patienten in der Diabetesambulanz des AKH um ein Interview gebeten. (Untersuchungszeitraum: 14. Jän. bis 01. Feb. 08 und 10. Nov. bis 12. Dez. 08.) Es wurden die Erkrankungsdauer, Art der Diabetes-Medikation, körperliche Aktivität, wirtschaftliche Lage, Alter und Geschlecht erfragt. Ein Interview umfasste 16 Fragen.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 104 Personen an der Befragung teil. (44 (42%) w/60 (58%) m). Das durchschnittliche Alter betrug 62 Jahre (±SD 14), die mittlere Erkrankungsdauer 13 Jahre (±SD 12). An einem qualifizierten Bewegungsprogramm zeigten 48 Befragte (46%) Interesse. Tatsächlich mit dem Bewegungsprogramm begonnen haben 22 Personen (21%). Ein geringes Alter (p* 0,034) und eine gute wirtschaftliche Lage (p* 0,046) wirkten sich positiv auf einen Teilnahmewunsch am Bewegungsprogramm aus.

Schlussfolgerungen: Qualifizierte Bewegungsangebote werden von knapp ¼ der DiabetikerInnen der AKH Ambulanz in Anspruch genommen. Der wohnortnahe Bedarf von Wien kann nicht von 2 Standorte abgedeckt werden.

Von allen bis jetzt evaluierten Teilnehmern (n=439) des Bewegungsprogramms „Aktiv-Bewegt“ konnten 11% in einer Ambulanz zur Teilnahme motiviert werden. Beim niedergelassenen Arzt oder in Schulungen wurden 44% aller Teilnehmer ins Bewegungsprogramm eingeschlossen. Von allen evaluierten Personen waren 56% weiblich und 44% männlich, das durchschnittliche Alter betrug 59 Jahre (±SD 10). Nach genauer Analyse der Settings Schulung, niedergelassener Arzt und Ambulanz könnte der Bedarf und die Auslastung von wohnortnahen und zielgruppenspezifischen Bewegungsangeboten beziffert werden.