Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_246
DOI: 10.1055/s-0029-1222050

Keine Assoziation zwischen Insulindosisanpassungen und Langzeitglykämie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

E Beluchin 1, N Müller 1, L Bäz 1, C Kloos 1, G Wolf 2, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany

Einleitung: Die beste Strategie der Insulintherapie für Patienten mit Diabetes mellitus Typ2 (DM2) ist unklar. Die Hoffnungen auf eine Überlegenheit einer multiplen Injektionstherapie gegenüber einer konventionellen Insulintherapie haben sich nicht bestätigt. Offen bleibt bisher die Rolle der Insulindosisanpassungen durch den Patienten. Wir untersuchten die Assoziation der Insulindosisanpassung bei Patienten mit DM2 zum Behandlungserfolg.

Patienten/Methoden: Bei 300 Patienten mit insulinbehandeltem DM2 (Alter: 66,8J; Diabetesdauer: 15,8J; BMI: 32,9; HbA1c: 7,4%) aus einer Hochschulpoliklinik für Endokrinologie und Stoffwechsel-erkrankungen wurde die Anzahl der Insulindosisanpassungen der letzten 14 Tage aus den Patiententagebüchern erfasst. Als Dosisanpassung wurde jede Änderung der Insulindosis im Vergleich zur selben Injektionszeit am Vortag definiert. Ausgelassene und Korrekturinjektionen wurden ebenfalls als Dosisanpassung gewertet. Das Patientenkollektiv wurde anhand der Anzahl der Dosisanpassungen in Tertile eingeteilt (I: keine Anpassung; II: 1–13 Anpassungen; III: ab 14 Anpassungen).

Ergebnisse: 193 (64%) Patienten passen ihre Insulindosis an mindestens einmal pro 14 Tage an. 107 Patienten spritzten nach festem Schema. Die Patienten mit häufiger Dosisanpassung (höchstes Tertil) waren im Vergleich zu dem Patienten ohne Dosisanpassung (niedrigstes Tertil) jünger (64,5 vs. 68,9; p=0,001), hatten eine höhere Insulindosis (77,3 IE vs. 53,6 IE/d; p=0,001), injizierten öfter (3,7 vs. 2,4 Injektionen/Tag; p=0,001), häufiger Blutglukoseselbstkontrollen (26,3 vs. 18,6 Messungen/Wo.; p<0,001), hatten einen höheren Sozialstatusscore (11,5 vs. 9,8; p=0,001) und ein längeres Follow up (8,2 vs. 4,8J; p<0,001). Der letzte BMI (32,8 vs. 33,4kg/m2), der der letzte HbA1c (7,29 vs. 7,46%) und der mittlere HbA1c (7,73 vs. 7,82%) waren nicht signifikant unterschiedlich. In der Regressionsanalyse mit dem mittleren HbA1c-Wert als abhängige Variable und den möglichen Einflussfaktoren Diabetesdauer, Insulindosisanpassung, Zahl der Insulininjektionen, Zahl der Blutglukoseselbstkontrollen, BMI und Sozialstatusscore hatten nur die Zahl der Selbstkontrollen (R20,41; p<0,001) und der BMI (R2 0,65; p<0,001) einen signifikanten Einfluss auf den Hba1c.

Schlussfolgerung: Zwei Drittel der insulinbehandelten, geschulten Patienten passen die Insulindosis mindestens 1 mal pro 14 Tage selbst an. Die Hypothese, dass Patienten mit häufigen Insulindosisanpassungen eine bessere Glykämie aufweisen hat sich aus dieser retrospektiven Kohortenanalyse nicht bestätigt. Der endgültige Beleg für den Wert der Insulindosisanpassung bei Typ-2-Diabetes kann nur aus einer randomisierten prospektiven Studie abgeleitet werden.