Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P772
DOI: 10.1055/s-0029-1238865

Beeinträchtigung der Geruchs- und Farbwahrnehmung bei genetischen und nicht genetischen Parkinson-Syndromen

V Tadic 1, L Kertelge 1, N Brüggemann 1, A Schmidt 1, C Wisse 1, L Drude 1, J van der Vegt 1, SA Schneider 1, HR Siebner 1, K Lohmann 1, C Buhmann 1, J Hagenah 1, C Klein 1, M Kasten 1
  • 1Lübeck, Kiel; Hvidovre, DK; Hamburg

Einleitung: Verminderte Geruchswahrnehmung ist typisch beim idiopathischen Parkinsonsyndrom (IPS), aber die Häufigkeit dieses Symptoms bei genetischen (GPS) und atypischen PS (APS) ist umstritten. Eine reduzierte Farbdiskrimination könnte ein weiteres Frühzeichen von Dopaminmangel sein, ist aber nicht systematisch untersucht. Auch ist unklar, ob beide Symptome assoziiert sind.

Methoden: Untersucht wurden 88 Patienten mit IPS, 43 mit GPS (23 sympt. und 18 asympt. Mutationsträger), 8 mit APS aus unserer Sprechstunde und Familienstudien, sowie 96 nicht blutsverwandte Kontrollpersonen.

Alle durchliefen eine standardisierte neurologische Untersuchung, den University of Pennsylvania Smell Identification Test (UPSIT) und den Farnsworth-Munsell Hue (FM) – Farbtest. Die genetische Untersuchung umfasste Mutationen im Parkin- und PINK1-Gen, sowie bekannte Mutationen im SNCA- und LRKK2-Gen.

Ergebnisse:

Tab.1: Mittelwert±Standardabweichung, *zweiseitige ANOVA – Hohe UPSIT-Percentile (Alters-u. Geschlechts korrigiert)=gutes Riechvermögen – Hoher FM TES=geringe Farbdiskriminierung – Individuelle Vergleiche (s. Abb., t-tests, nur signifikante Ergebnisse genannt) zeigten die folgenden Gruppenunterschiede:

IPS

GPS, sympt.

GPS, asympt.

APS

Kontrollen

p-Werte*

UPSIT,

10.2 +/-

148 +/-

18.3 +/-

22.1 +/-

33.1 +/-

<0.001

Percentilen

14.3

120

13.1

20.7

23.0

FM,

122.5 +/-

117.3 +/-

79.5 +/-

201.6 +/-

96.6 +/-

0.002

TES

86.7

126.1

39.9

113.0

60.1

Abb.1: UPSIT Percentilen.

Abb.2: FM TES.

Multivariate lineare Regression (p=0,008) mit Gruppenzugehörigkeit, MMSE, Raucher (ja/nein) und Erkrankungsdauer zeigte signifikante Einflüsse von Gruppenzugehörigkeit (p=0,001) und MMSE (p=0,049) auf die UPSIT Percentilen (R2=0,167).

Ein vergleichbares Regressionsmodel (p=0,002) aus Gruppenzugehörigkeit, MMSE, Erkrankungsdauer, Alter und Geschlecht ergab signifikante Einflüsse von Gruppenzugehörigkeit (p=0,009) und Alter (p=0,023) auf den FM TES (R2=0,216).

UPSIT Rohwert und FM TES (r=-0,205, p=0,003) korrelierten in der gesamten und der IPS Gruppe (r=-0,308, p=0,01).

Zusammenfassung: Die Beeinträchtigung der Geruchs- und Farbwahrnehmung beim IPS bestätigte sich. Beim APS war der Geruchsinn weniger beeinträchtigt als beim IPS, aber die Farbdiskriminierung war erheblich vermindert. Die Veränderung des Geruchsinns erscheint unabhängig vom klinischen Status der Mutationsträger. Die Ergebnisse der Farbtests waren breit gestreut, was eine Nutzung des Tests zur Frühdiagnose von PS erschwert.