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DOI: 10.1055/s-0029-1238870
Erschweren 3 Tesla die Beurteilung von MRT-Veränderungen bei atypischen Parkinson-Syndromen?
Fragestellung: Als ein typisches Zeichen für das Vorliegen einer Multisystem-Atrophie (MSA) wird oft eine Signalabsenkung der Basalganglien durch pathologische Eisenablagerungen in einer T2*-Sequenz angesehen. Bei 1,0 Tesla wird eine Häufigkeit von 69% bei Patienten MSA berichtet, während Patienten mit typischen Parkinson (PS) und gesunde Kontrollen dieses Muster nur in 9 bzw. 10% zeigten (von Lewinski et al., 2007). Es ist jedoch bekannt, dass Suszeptibilitätseffekte bei höheren Magnetfeldstärken zunehmen (Yao et al. 2009) und der Wert dieses diagnostischen Zeichens bei 3 Tesla ist bislang weitgehend unbekannt.
Methoden: In der aktuellen Arbeit wurden 19 gesunde, ältere Kontrollpersonen (8 Frauen, mittleres Alter 70,1), 15 Patienten mit PS (4 Frauen, mittleres Alter 63,2), 10 Patienten mit progressiver supranukleäre Paralyse (PSP) (2 Frauen, mittleres Alter 66,9) und 9 Patienten mit MSA-P (5 Frauen, mittleres Alter 63,7) mittels 3-Tesla MRT (Siemens Trio) untersucht und u.a. ein T2*-gewichteter (GRE, TE=14,8ms; TR=54ms, Flipwinkel=15°, 1,7mm Auflösung isotrop) Datensatz erhoben. Anschließend erfolgte ein verblindetes Rating der Signalabsenkungen der Basalganglien auf einer Skala von 1–3 (leicht, mittel, stark).
Ergebnisse: In der Kontrollgruppe zeigten 7 Probanden (36,8%) leichte, 11 (57,9%) mittlere und 1 Proband (5,3%) starke Signalabsenkungen. In der PS-Gruppe war die Verteilung 7 (46,7%), 8 (53,3%), 0; in der PSP -Gruppe 2 (20%), 7 (70%), 1 (10%); in der MSA-P Gruppe 2 (22,2%), 0, 7 (77,4%). Der Unterschied zwischen den Kontrollen und MSA-P (p=0,008) sowie MSA-P und PS (p=0,005) war signifikant (Mann-Whitney Test), die anderen Gruppen zeigten keinen signifikanten Unterschied zu den Kontrollen (PSP vs. Kontrollen p=0,34, PS vs. Kontrollen p=0,47).
Schlussfolgerung: Bei 3-Tesla sind sichtbare Signalabsenkungen der Basalganglien in T2*-gewichteten Sequenzen häufig und per se ohne pathologische Bedeutung. Allerdings zeigte die MSA-P Gruppe im Vergleich zu Kontrollen aber auch den PS Patienten in einem visuellen Rating signifikant stärker ausgeprägte Effekte. Eine rein visuelle Einschätzung unterliegt jedoch immer einem Rater-Bias und ist daher kritisch zu sehen. Eine mögliche Alternative wäre ein objektives, quantitatives Messverfahren, z.B. die T2*-Relaxometrie (Peran et al. 2009). Momentan ist jedoch Vorsicht in der Beurteilung von Signalabsenkungen der Basalganglien bei hohen Feldstärken und Differenzialdiagnose einer MSA anzuraten.