Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P778
DOI: 10.1055/s-0029-1238871

Subthreshold Depression bei Patienten mit Morbus Parkinson: Vergleich dreier Diagnoseinstrumente

N Schmidt 1, K Witt 1, B Riebe 1, R Breternitz 1, J Aldenhoff 1, G Deuschl 1, J Reiff 1
  • 1Kiel

Fragestellung: Die Subthreshold Depression (SDD) setzt mindestens 2 klinisch relevante depressive Symptome über einen Zeitraum von 2 Wochen voraus, wobei die Kriterien der Major Depression (MD) nicht erfüllt sind. In einer Vorstudie konnte gezeigt werden, dass die SDD mit einer signifikanten Beeinträchtigung der Lebensqualität bei Parkinson-Patienten einhergeht, weshalb frühzeitige Diagnose und Therapie der Störung notwendig erscheinen. Ziel der vorliegenden Studie ist daher die Identifizierung geeigneter Maße für die Diagnostik einer SDD bei Patienten mit Morbus Parkinson.

Methoden: 104 Parkinson-Patienten wurden anhand des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-IV in die drei Gruppen 1) keine Depression (KD), 2) Subthreshold Depression oder 3) Major Depression unterteilt. Ferner wurden drei gebräuchliche Depressionsverfahren, namentlich das Beck-Depressions-Inventar (BDI), die Hamilton-Depressions-Skala (HAMD) sowie die Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MADRS) durchgeführt. Anschließend wurden mit Receiver-Operating-Characteristic-Analysen die jeweiligen Cut-Off-Scores ermittelt, die zu einer optimalen Zuordnung der Patienten zu den unterschiedlichen Depressionsformen führen und die entsprechenden Klassifikationskennwerte miteinander verglichen.

Ergebnisse: Bezüglich der Unterscheidung von Nicht-Depressiven und Patienten mit SDD erlangte der BDI bei einem Cut-Off-Wert von 9 Punkten mit einer Spezifität von 96,2% und einer Sensitivität von 96,3% (Cohen's Kappa=0,92) optimale Klassifikationskennwerte. Die HAMD und die MADRS trennten bei einem Wert von 7 am besten zwischen den Gruppen (Spezifität=83,0% bzw. 92,5%, Sensitivität=85,2% bzw. 81,5%, Cohen's Kappa=0,65 bzw. 0,75). Eine Zuordnung der Patienten in die Gruppen SDD und MD gelang dem BDI und der HAMD gleich gut bei den Cut-Off-Scores von 15 bzw. 16 Punkten (Spezifität=92,6%, Sensitivität=95,7%, Cohen's Kappa=0,88). Die entsprechenden Kennwerte der MADRS bei einem optimalen Cut-Off von 16 Punkten fielen mit einer Spezifität von 88,9% und einer Sensitivität von 95,7% (Cohen's Kappa=0,80) etwas schlechter aus.

Schlussfolgerungen: Es wurden für den BDI, die HAMD sowie die MADRS Cut-Off-Werte ermittelt, die zu einer optimalen Klassifizierung der untersuchten Parkinson-Patienten in die Gruppen KD, SDD und MD führen. Als geeignetstes Diagnoseinstrument erwies sich dabei insgesamt der BDI, der mit Cut-Off-Scores von 9 bzw. 15 Punkten am besten zwischen den Depressionsformen differenzieren konnte.