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DOI: 10.1055/s-0029-1238880
Botulinumtoxin A-Injektionen bei spasmodischer Dysphonie – ein Erfahrungsbericht über die Langzeitbehandlung des Adduktor-Typs
Die spasmodische Dysphonie (SD) ist eine Form der fokalen Dystonien und tritt isoliert oder in Kombinationen mit anderen umschriebenen Dystonien auf. Die Erstbeschreibung erfolgte 1871: „spastische Form der nervösen Heiserkeit“. Als off-label-Behandlungsmethode hat sich die Injektion von Botulinumtoxin A (Btx) in die Mm. vocales durchgesetzt.
Methoden: Es wurden die Behandlungsunterlagen von 14 Patienten mit Adduktor-Typ der SD, die bei uns beginnend mit 1995 langjährig mit Btx behandelt wurden, analysiert. Die Injektionen erfolgten perkutan am auf dem Rücken liegenden Patienten nach Tasten und Detektion durch Ultraschall des Ligamentum cricothyroideum.
Nach Desinfektion und Lokalanästhesie der Haut und des Unterhautgewebes wurde mit einer EMG-Kanüle das Ligamentum durchstochen und beiderseitig Btx in die Mm. vocales injiziert.
Die richtige Nadellage war am dichten EMG-Muster bei Phonation zu erkennen.
Ergebnisse: Bei den 14 Patienten (davon 5Männer) lag das mittlere Erkrankungsalter bei 56,3 (39–78) Jahren. Bis zur Diagnosestellung und Beginn der Btx-Behandlung vergingen im Mittel 9,2 (1–40) Jahre. Alle Patienten hatten erfolglose psychotherapeutische und logopädische Behandlungen erfahren. Die Dauer der Btx-Behandlung betrug bislang 4,1 (1–14) Jahre. Die Zahl der Behandlungen pro Patient lag bei 9,8 (1–72). Die Abstände zwischen den Injektionen bestimmte das klinische Bild; sie lagen zwischen 5 Wochen und 1 Jahr. Die subjektive Zufriedenheit des Patienten wurde grob (0–4) bewertet. Sie schwankte bei den länger behandelten Patienten über die Jahre, ohne dass eine Tendenz zu erkennen war. Bis auf einen Patienten lag die Bewertung nahezu ausnahmslos bei gut oder beschwerdefrei. Zusätzliche fokale Dystonien lagen bei 5 Patienten vor: Blepharospamus (1), Meige-Syndrom und zervikale Dystonie (3), Graphospamus (1). Leichte Schluckstörungen wurden mehrfach geklagt, die aber nach 2–3 Wochen abklangen.
Diskussion: Die SD ist zwar eine seltene Erkrankung, die aber für den Betroffenen erhebliche psychosoziale Auswirkungen hat. Da alle anderen therapeutischen Maßnahmen keine überzeugende Besserung brachten hat sich die Btx-Behandlung als Therapie der Wahl durchgesetzt.
Schlussfolgerung: Auch bei langjähriger Btx-Behandlung der SD ist weder mit einem Wirkungsverlust, noch mit bedeutsamen Nebenwirkungen zu rechnen. Die transdermale Injektionsmethode durch das Ligamentum cricothyroideum ist einfach, schnell, sicher und den Patienten wenig belastend.