Frauenheilkunde up2date 2010; 4(4): 247-257
DOI: 10.1055/s-0030-1247436
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Malignomrisiko unter kombinierten oralen Kontrazeptiva[1]

Michael Ludwig
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Publication Date:
30 August 2010 (online)

Kernaussagen

Bei der Diskussion um das Malignomrisiko von Frauen durch dem Körper zugeführte Hormone wird oftmals nicht gründlich genug differenziert zwischen den verschiedenen Formen hormoneller Therapie. Dabei bestehen durchaus Unterschiede dahingehend, ob es sich um Hormontherapien in der Peri- oder Postmenopause handelt, um zyklusregulative Therapien oder orale Kontrazeptiva. Zudem haben nicht nur Hormone einen Einfluss auf das Malignomrisiko, sondern dieses unterliegt weiteren Modifikationen durch das Alter der Frau, die Funktion der betroffenen Organe (z. B. Ovar) und durch andere exogene Einflussfaktoren (z. B. Infektionen).

Eine Zusammenfassung der vorliegenden Studiendaten zur oralen Kontrazeption für die tägliche Praxis zeigt eine signifikante Risikoreduktion bezüglich folgender Krebsarten:

  • Ovarialkarzinomen und Endometriumkarzinomen (um ca. 60–80 %)

  • Kolonkarzinomen (um ca. 30–35 %).

Man muss von einer fraglichen Risikosteigerung für Mammakarzinome ausgehen, was aber in absoluten Zahlen klinisch nur wenig Relevanz hat:

  • maximale Risikosteigerung um den Faktor 1,24

  • altersabhängiges absolutes Risiko unter oralen Kontrazeptiva, berechnet auf 10 000 Frauen pro Jahr (maximal):

  • 16 –19 Jahre: 0,5

  • 20–24 Jahre: 1,5

  • 25–29 Jahre: 4,7

Ferner besteht eine klinisch nicht relevante Zunahme von Zervixkarzinomen, ausgedrückt im kumulativen Risiko bis zum Alter von 50 Jahren gerechnet auf 1 000 Frauen:

  • Basisrisiko: 3,8 Fälle

  • Einnahmedauer 5–9 Jahre: Erhöhung auf 4,0 Fälle

  • Einnahmedauer 10–20 Jahre: Erhöhung auf 4,5 Fälle

1 Dieser Beitrag beruht auf einem Buchkapitel in: Ludwig M. Hormonelle Kontrazeption – Ein Handbuch für die Praxis. Hamburg: optimist Fachbuchverlag; www.hormonelle-kontrazeption.de . Der Abdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Literatur

1 Dieser Beitrag beruht auf einem Buchkapitel in: Ludwig M. Hormonelle Kontrazeption – Ein Handbuch für die Praxis. Hamburg: optimist Fachbuchverlag; www.hormonelle-kontrazeption.de . Der Abdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Prof. Dr. med. Michael Ludwig

Endokrinologikum Hamburg · Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, gynäkologische Endokrinologie und pränatale Medizin

Lornsenstraße 4–6

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Email: michael.ludwig@endokrinologikum.com