Zentralbl Chir 2010; 137(1): 61-64
DOI: 10.1055/s-0030-1247446
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Gallenblasenagenesie – Ist eine Operation vermeidbar?

Agenesis of the Gallbladder – Is an Operation Avoidable?E. Wagler1 , A. Kiehle1
  • 1Krankenhaus Martha-Maria, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Halle / Saale, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Oktober 2010 (online)

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Einleitung

Das Fehlen einer Gallenblase war bereits Thema in der Aristoteles‘schen Ära [1]. Erstmalig wurde über einen Fall mit Gallenblasenagenesie 1702 durch Bergmann berichtet [2]. 

Seit Lemerys erster Beschreibung einer intrauterinen Fehlentwicklung der Gallenblase in der vierten Embryonalwoche im ­Jahre 1701, fanden 400 Fälle einer embryonalen Entwicklungsstörung Eingang in die Literatur [3]. Noch rarer scheint die doppelte Anlage der Gallenblase zu sein, die mit einer Inzidenz von 2,5 : 10 000 angegeben wird [4]. 

Mit ⅙ der Fälle einer Gallenblasenagenesie [5] [6] , ist das isolierte Fehlen der Gallenblase einschließlich des Ductus cys­ticus äußerst selten. Die Inzidenz wird mit 0,01–0,04 % und in Zusammenfassung mit den Statistiken von Autopsien von 0,01–0,075 % beschrieben [7] [8] [9] [10] [11] [12] . Im Gegensatz zur Duplikatur der Gallenblase, die in 53,6 % präoperativ dargestellt werden kann [4], liegt das Problem der Gallenblasenagenesie in der doch scheinbar schwierigen präoperativen Diagnosestellung dieser Erkrankung trotz modernster Untersuchungsmöglichkeiten, wie Sonografie, ERCP, Computertomografie und MRT [13] [14] [15] . 

In der Literatur sind bisher nur Einzelfälle einer nicht operativ diag­nostizierten Agenesie bekannt [16] [17] . Bei positiver Fami­lienanamnese einer Agenesie der Gallenblase oder bei Verdacht in der präopera­tiven Sonografie ist eine weiterführende Diagnostik in Form einer ERCP und eines CT des Abdomens notwendig. Die nicht vorhandene Gallenblase in der ERCP wird meist als Obstruk­tion des Ductus cysticus gewertet [18] [19] . Die MRT bzw. MRCP spielt in der präoperativen Diagnostik des Gallenstein­leidens eine untergeordnete Rolle [20] [21] . Häufig wird jedoch aufgrund der klinischen Symptomatik und eines positiven Ultraschallbefundes auf eine weiterführende Gallenwegsuntersuchung verzichtet. 

Auch unser Fallbericht zeigt, dass die vom Patienten angege­benen Symptome und die präoperativ fehlgedeutete Ultraschalluntersuchung zur Diagnose einer Cholezystolithiasis mit sich anschließender Indikationsstellung zur Operation und letztendlich zur Laparoskopie führten. 

Literatur

Dr. med. E. Wagler

Krankenhaus Martha-Maria · Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie

Röntgenstr. 1

06120 Halle / Saale

Deutschland

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