Z Orthop Unfall 2010; 148(6): 617-620
DOI: 10.1055/s-0030-1270266
Orthopädie und Unfallchirurgie aktuell

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Kongressbericht – DKOU 2010: Vorfahrt für mehr Sicherheit

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Publication Date:
21 December 2010 (online)

 

Innovation, Sicherheit, Zuverlässigkeit – vom Kongressmotto hatte das mittlere Stichwort einen besonders prominenten Platz. Von mehr Sicherheit im Straßenverkehr, bei Endoprothesen (2011 geht, der Hoffnung letzter Stand, ein Register an den Start), ein neues Gütesiegel für Implanteure, besseren Optionen bei Infektionen oder mehr individuelle Behandlungsqualität in der Reha ...

11 508 Besucher, knapp so viele wie im Vorjahr, doch mit 7 872 Ärzten von dieser speziellen Gruppe deutlich mehr als 2009 – der Veranstalter sei zufrieden mit dem Verlauf, so war zumindest aus der Presseabteilung zu hören.

Die DKOU 2010 vom 26. bis 29. Oktober 2010 war einmal mehr ein Mega-Event.

Etliche wissenschaftliche Symposien, 242 Firmenaussteller im Berliner ICC deckten die ganze Spannbreite der Orthopädie und Unfallchirurgie ab. Dazu eigene Symposienreihen zum Kontext Pflege, zur Physiotherapie, eine International Session – gut vertreten die niederländischer Kollegen, aber auch ein Symposium "The french Way" war eingerückt oder eines, auf dem Chinesen ihre Sicht auf Fußchirurgie vortrugen. Routine ist bereits obendrein die Öffnung Richtung Patienten. Am letzten Veranstaltungstag gab es zum 2. Mal zusammen mit dem Rheuma-Liga Bundesverband den Patiententag Arthrose.

Das Offizielle vorneweg. Kein DKOU ohne standespolitische Forderungen. Da unterstützte BVOU-Chef Helmut Mälzer, einer von 3 Tagungspräsidenten, ausdrücklich Herrn Minister Rösler bei seinem Konzept, dem Prinzip Kostenerstattung auch in der GKV zu mehr Attraktivität zu verhelfen. Das sei der richtige Weg für mehr Transparenz im Gesundheitswesen, so Mälzer.

Die 3 Präsidenten des diesjährigen DKOU: Helmut Mälzer, Dr. Daniel Frank und Prof. Norbert Südkamp (Quelle: DKOU 2010, Berlin).

Vertraut seiner Mahnung, dass ein Mangel an Nachwuchs droht. Ende 2009 praktizierten in Deutschland knapp 3700 Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, davon 329 Frauen. Doch sei die Anzahl der Facharztanerkennungen für Orthopädie und Unfallchirurgie auf dem Rückzug. Im Jahr 2009 waren es mit 1339 just 228 weniger als noch 2 Jahre zuvor. Mehr Nachwuchsförderung war nicht nur Mälzers logische Forderung daraus. Immerhin, es gab erneut den Tag der Studierenden, für den 100 Studentinnen und Studenten 300 Euro Reisekostenzuschuss bekamen – initiiert und betreut vom Jungen Forum.

Vielleicht gibt es aber schon bald eine andere Lösung für das Problem. Auch wenn offen ist, ob die neue Patientenrichtlinie auf EU-Ebene wirklich kommt – sie ist seit 2008 im Brüssel-Straßburger Gesetzgebungsverfahren – so lassen die bereits gültigen Regelungen zur Dienstleistungsfreiheit in der EU an einem keinen Zweifel: "Sie werden sich in Europa auf eine neue Fluktuation einstellen müssen, die über Ausbildungs- und Mentalitätsunterschiede hinwegsieht", analysierte Verfassungsrichter Professor Ferdinand Kirchhof. Bestimmte Ausbildungsminima für einen Arzttitel vorausgesetzt, kann sich ein bulgarischer oder portugiesischer Orthopäde in eigener Praxis heute auch am Starnberger See niederlassen. "Deutschland hat unlängst schon einmal eine Grenze offen gesehen und ich freue mich, wenn jetzt neue Grenzen fallen", kommentierte Helmut Mälzer.

Es war DGOU-Chef Dr. Daniel Frank, neben DGU-Präsident Prof. Norbert Südkamp, der 3. Tagungspräsident, der deutlich machte, dass ihm das Thema Sicherheit bei der Programmplanung besonders ans Herz gewachsen war.

Stichwort Fehlervermeidung. Franks eigene Klinik – er ist Chefarzt am St. Remigius-Krankenhaus-Opladen – hat seit 2 Jahren ein Critical Incident Reporting System (CIRS) und ein Team Time Out vor jedem Eingriff neu implementiert. "Das kostet fast nichts, erhöht die Chancen auf weniger Fehler und wird auch von unseren Patienten zunehmend nachgefragt", berichtete Frank.

Einmal mehr forderten Sprecher das Endoprothesenregister. Seit Kurzem setzt die DGOOC dafür nicht mehr auf einen Beschluss durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der oft nur "nachdenkt und nachdenkt" (DGU-Generalsekretär Prof. Hartmut Siebert), sondern vielmehr auf eine direkte Kooperation mit AOK-Bundesverband, vdek, Herstellern und BQS. Daniel Frank: "Wir hoffen, dass wir Mitte 2011 damit an den Start gehen können."

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