Endoskopie heute 2011; 24 - FV20
DOI: 10.1055/s-0030-1271268

Einzelballonenteroskopie-ERCP bei postoperativ veränderter Anatomie – eine prospektive Monocenter-Studie

H Ullerich 1, F Lenze 1, P Matern 1, W Domschke 1, T Meister 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany

Einleitung: Die diagnostische und therapeutische ERCP bei postoperativ veränderter Anatomie ist häufig schwierig und in vielen Fällen aufgrund der limitierten Gerätelänge eines konventionellen Duodenoskops bei endoskopisch nicht erreichbarer Papille oder biliodigestiver Anastomose nicht erfolgreich. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die ERCP bei diesem Patientenkollektiv unter Verwendung der Doppelballonenteroskopie (DBE) oft erfolgreich durchgeführt werden kann. Mit der Einführung der Singleballonenteroskopie (SBE) steht ein alternatives enteroskopisches Verfahren zur ERCP beim voroperierten Patienten zur Verfügung, welches bislang nicht prospektiv untersucht wurde.

Patienten und Methoden: In einer prospektiven Studie wurden von 07/2008 bis 01/2010 insgesamt 21 Patienten eingeschlossen, bei denen eine postoperativ veränderte Anatomie (BII-Gastrektomie mit Y-Roux-Rekonstruktion oder biliodigestive Anastomose) vorlag und die Indikation zur ERCP bestand. Bei allen Patienten erfolgte zunächst der Versuch der ERCP mit einem konventionellen Duodenoskop oder einem Gastroskop. Patienten, bei denen die konventionelle ERCP nicht erfolgreich war, wurde der Versuch einer ERCP mit einem Singleballonenteroskop (SIF Q180 Olympus, Japan) unternommen. Primärer Endpunkt der Studie war die Rate der technisch erfolgreich durchgeführten ERCP's.

Ergebnisse: Bei 5 von 21 Patienten (24%) mit postoperativ veränderter Anatomie konnte mittels konventionellem Endoskop eine erfolgreiche ERCP durchgeführt werden. Bei den restlichen 16 Patienten (76%) wurde mittels Singleballonenteroskop die Papille oder die biliodigestive Anastomose in 10 Fällen (63%) erreicht. In allen diesen Fällen konnte eine erfolgreiche ERCP durchgeführt werden, wobei in einem Fall bei fehlender Sondierbarkeit der Papille im Rendezvousverfahren nach perkutaner transhepatischer Cholangiografie (PTC) erfolgte. Insgesamt ergab sich eine Rate der erfolgreich durchgeführten ERCP's bei Patienten mit postoperativ veränderter Anatomie von 71%. Hierbei handelte es sich in 27% der Fälle um eine diagnostische, in 73% um eine therapeutische ERCP (Stentimplantation, Ballondilatation, Bougierung, Konkrementextraktion). Peri- und postinterventionell wurden keine Majorkomplikationen beobachtet.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit postoperativ veränderter Anatomie ist die Rate der konventionell-endoskopisch erfolgreich durchgeführten ERCP's vergleichsweise gering. In diesen Fällen stellt die Singleballonenteroskopie eine erfolgversprechende und komplikationsarme additive Untersuchungsmethode zur ERCP dar. In der Mehrzahl der Fälle können durch den Einsatz der SBE-assistierten ERCP invasivere Verfahren wie PTC oder ein chirurgisches Vorgehen vermieden werden.