Hintergrund: Die Vorsorgekoloskopie (VK) hat sich auch wegen ihren niedrigen gemeldeten Komplikationsraten zur Darmkrebsprävention etabliert. In Deutschland ist die Vergütung für VK an ein Qualitäts-Sicherungsprogramm gekoppelt, das die Ergebnisdaten einschließlich den Komplikationen in einem Zentralregister erfasst. Um die Richtigkeit eines solchen Registers abschätzen zu können, verglichen wir dessen Komplikationsraten mit denen, die während einer prospektiven Studie von denselben Ärzten aufgezeichnet wurden.
Patienten und Methoden: VK-Komplikationen wurden während einer 18-monatigen Periode von 21 Berliner Koloskopikern in Privatpraxen dokumentiert. Die ärztliche Dokumentation schloß Informationen bis zum Entlassungszeitpunkt nach der Koloskopie aus der Praxis (CRF 1) und darüber hinaus (CRF 2) ein. Die Patienten-Nachbefragung wurde über mindestens 2 Wochen erfasst (CRF 3, Antwortquote 90,1%). Die Registerdaten derselben Periode und derselben Endoskopiker wurden mit den Studiendaten verglichen.
Ergebnisse: 12134 VK Fälle wurden eingeschlossen (mittleres Alter 64,5 Jahre, 47% männlich, 33,8% Polypektomien). Die totale Komplikationsrate stieg um das 3,2 fache von 0,15% (Registerdaten) auf 0,48% (alle Datenquellen einschließlich der Patienten-Nachbefragung). Selbst ohne die Informationen der Patienten-Nachbefragung wurden im Vergleich zu den Studiendaten (CRF 1/2) in dem Register nur 50% der Komplikationen berichtet. Die Untererfassung variierte in den Subkategorien (z.B. 1,7 fach höhere Rate für Perforationen einschließlich zweizeitigen Perforationen, 4,4 fach höhere für kardiovaskuläre Komplikationen). Es traten keine Todesfälle auf.
Schlussfolgerungen: Durch eine prospektive und komplette Dokumentation unter Studienbedingungen verdreifacht sich die VK-Komplikationsrate verglichen mit den Daten des Qualitäts-Sicherungsregisters. Die Dokumentationsmethodik sollte daher unter Bezug auf die Zeitpunkte der Komplikations-Feststellung definiert werden, zumal wenn Komplikationsdaten im Rahmen von Benchmarking- Programmen öffentlich zugänglich gemacht und für Empfehlungen oder Werbungszwecke benutzt werden sollen.