Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P266
DOI: 10.1055/s-0031-1277537

Medikamenten-Compliance im DMP Diabetes Mellitus Typ 2

F Hofmann 1, L Gehrmann 1, ER Donnachie 1, J Fischaleck 1, M Keller 1
  • 1Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, München, Germany

Fragestellung: Wichtiger Diskussionspunkt in der Gesundheitsversorgung ist die Therapietreue bei Diabetikern. Literaturangaben nennen bei oralen Antidiabtika (OAD) je nach Therapieregime und Messmethode Compliance-Werte zwischen 36% und 93% (Pharmaz. Zeitung online 19/2008).

Die Disease Management Programme (DMP) stellen strukturierte Behandlungsprogramme dar, die sich durch drei Faktoren auszeichnen: die regelmäßige Kontrolle des Krankheitszustands, die Schulung der Patienten und die individuelle Vereinbarung von Therapiezielen. Mittlerweile nehmen über 440.000 Patienten und 8.200 Ärzte am DMP Diabetes Mellitus Typ 2 (DM2) teil. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns hat nun untersucht, wie sich die engmaschige Patientenführung im DMP auf die Therapietreue auswirkt.

Methoden: Es wurden aus den Angaben in der DMP-DM2-Dokumentation zur Medikation (keine; Insulin; Metformin; Glibenclamid; sonstige OAD) die Anzahl der Patienten für jede Kombination dieser Angaben bestimmt. Berücksichtigt wurden alle Patienten im ersten Halbjahr 2010 (447.117 Patienten).

Analog wurde aus den Verordnungsdaten der Apotheken getrennt nach Teilnehmern am DMP DM2 (442.534 Patienten) und anderen Patienten mit OAD (183.033 Patienten) die gleiche Analyse durchgeführt. Die Ergebnisse der DMP-Dokumentation und der Verordnungsdaten werden in aggregierter Form miteinander verglichen.

Ergebnisse: Für die DMP-DM2-Teilnehmer wurde in 22,76% „keine Medikation„ auf der DMP-Dokumentation angegeben, wohingegen von 30,67% der DMP-Patienten keine Medikamente bei der Apotheke abgeholt wurden. „Insulin„ wird in 10,36% der Fälle im DMP dokumentiert und nahezu in allen Fällen auch in der Apotheke abgeholt. Metformin in Monotherapie wird laut DMP-Dokumentation in 25,75% verschrieben und in 20,71% der Fälle abgeholt. Für Kombinationen von Metformin und Insulin scheint die Compliance höher zu sein (6,03% versus 5,36%). Glibenclamid wird seltener verordnet. Hier sind in Monotherapie die relativen Unterschiede am größten (DMP 2,64% versus 0,89% Apothekerdaten)

Der Vergleich zwischen DMP-DM2-Patienten und anderen Patienten auf Basis der Apothekerdaten für OAD's zeigt eine relativ ähnliche Medikation. Allerdings erhalten Patienten im DMP im Vergleich zu Nicht-DMP-Patienten häufiger mehr als ein Medikament.

Schlussfolgerung: Von allen Patienten im DMP DM2, die gemäß DMP-Dokumentation eine Medikation erhalten, haben 89% der Patienten die Medikamente abgeholt, was für eine relativ hohe Compliance der DMP-Teilnehmer im Vergleich mit Literaturangaben spricht. Die Compliance für orale Antidiabetika ist geringer als für Insulin, insbesondere bei Patienten, die noch in einem frühen Stadium der Erkrankung sind, oder aufgrund von Nebenwirkungen.

Die Unterschiede zwischen DMP- und Nicht-DMP-Patienten sind für Metformin in Monotherapie am Größten. Hier liegt die Vermutung nahe, dass dieses Medikament in einigen Fällen auch bei einem Prädiabetes in Verbindung mit Adipositas verordnet wird.