Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P281
DOI: 10.1055/s-0031-1280948

Die Behandlung von hochgradig adipösen PatientInnen mit langkettigen n-3 Fettsäuren reduziert die Fettgewebsexpression und Serumkonzentration von Entzündungsmarkern ohne Auswirkungen auf die Insulinsensitivität

BK Itariu 1, S Vangala 1, M Zeyda 1, E Hochbrugger 1, A Neuhofer 1, G Prager 2, T Stulnig 1
  • 1Medizinische Universität Wien/Universitätsklinik für Innere Medizin III, Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Wien, Austria
  • 2Medizinische Universität Wien/Universitätsklinik für Chirurgie, Wien, Austria

Eine chronische geringgradige Entzündungsreaktion bei Adipositas ist ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung von Insulinresistenz und Typ 2 Diabetes mellitus. Die Fettgewebsentzündung ist durch die Akkumulation von Entzündungszellen und eine erhöhte Expression von Entzündungsmediatoren im Fettgewebe gekennzeichnet. Langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren der n-3 Familie (hier n-3-FS genannt) wirken entzündungshemmend und verbessern in Tierversuchen die Insulinsensitivität. Eine Behandlung adipöser Patienten mit n-3-FS könnte die systemische und lokale Entzündung vermindern und sich so positiv auf den Glucosestoffwechsel auswirken.

In unserer klinischen Studie wurden 49 hochgradig adipöse Patienten ohne Diabetes randomisiert über acht Wochen mit 3,6g/d n-3-FS (EPA, DHA) oder mit derselben Menge an Butterfett als Kontrolle behandelt. Am Ende der Behandlung wurde ein geplanter bariatrischer Eingriff durchgeführt, im Rahmen dessen viszerale und subkutane Fettgewebsproben entnommen wurden. Die Fettgewebsexpression von entzündlichen Genen (MCP-1, CCL-3, CD68, IL-6, TNF-alpha und HIF1-alpha) wurde mittels quantitativer real-time-PCR analysiert. Zirkulierende Entzündungsmarker wie IL-6 und hsCRP wurden am Anfang und am Ende der Behandlung bestimmt. Analog wurden oGTTs durchgeführt und Insulinsensitivitäts/-resistenz Indices wie HOMA-IR, CLIX und OGIS berechnet. Zur statistischen Auswertung haben wir den ungepaarten Student's t-Test bzw. die repeated measures ANOVA verwendet.

Im subkutanen Fettgewebe der mit n-3-FS behandelten Patienten zeigte sich eine signifikant verringerte Genexpression der Chemokine MCP-1 und CCL-3 und des Transkriptionsfaktors HIF-1a (jeweils p≤0,05). Die Genexpression der Zytokine IL-6 und TNF-alpha war grenzwertig signifikant reduziert (p<0,09). Die Plasmakonzentration von IL-6 sank durch n-3-FS Behandlung signifikant (-1,3±0,59 pg/ml vs. +0,03±0,33 pg/ml, p=0,04), jedoch blieb die hsCRP-Konzentration unverändert. Keine behandlungsbedingte Unterschiede zeigten sich zwischen den Gruppen bei allen untersuchten Indices zur Insulinsensitivität.

Unseren Daten zeigen, dass n-3-FS zu einer lokalen sowie auch systemischen Verminderung der Adipositas-assoziierten Entzündung führen. Die Entzündungshemmung war in dieser Studie nicht von Veränderungen der Insulinsensitivität begleitet, was möglicherweise auf eine unzureichende Dosis oder Dauer der Behandlung zurückgeführt werden könnte.

Unterstützt von der ÖNB (Projekt Nr.12735) und der Europäischen Kommission (FP7/2007–2013; Grant n° 201608; beide an TMS).