Endoskopie heute 2011; 24(4): 282
DOI: 10.1055/s-0031-1283866
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Dr. med. Rolf Drossel 22.11.1954–24.10.2011

H.-J. Schulz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Dezember 2011 (online)

Der plötzliche und unerwartete Tod von Rolf Drossel hinterlässt eine Lücke in der Berliner Gastroenterologie und tiefe Trauer bei seiner Frau, seinen Kindern, bei Kollegen und Patienten. 

Wir haben mit ihm einen hervorragenden Arzt, Kollegen und Freund verloren. 

Schon sehr früh hatte Rolf Drossel Kontakt zur universitären Medien und zur Gastroenterologie. An der I. Medizinischen Klinik der Charité waren seine Mutter Stationsschwester, seine Tante leitende Endoskopieschwester. Die Nachfolger berühmter Internisten wie Prof. Theodor Brugsch und Prof. F. H. Schulz pflegten die Tradition der deutschen universitären Inneren Medizin. Prof. Gerhard Volkheimer baute dort eine moderne klinische und experimentelle Gastroenterologie auf. 

Nach dem Medizinstudium an der Humboldt-Universität und erfolgreicher Weiterbildung unter Prof. Hans Berndt an der Klinik für Innere Medizin der Charité wurde er 1986 Facharzt für Innere Medizin. Während seiner Subspezialisierung zum Gastroenterologen haben ihn zwei Gebiete besonders geprägt, die interventionelle Endoskopie und die große Zahl von CED-Patienten an der Charité. 1987 promovierte er über den Hypersplemismus bei der einheimischen Sprue. 

Die interdisziplinäre Endoskopie der Charité hatte mit ihrem Methodenspektrum und der fachlichen Kompetenz durchaus internationalen Rang. Mit Geschick und viel Stehvermögen haben wir gemeinsam die Neodym YAG-Lasertherapie gastrointestinaler Tumoren am zunächst einzigen Laser in der DDR weiterentwickelt und bemerkenswerte Resultate erzielt. Diesen Bereich hat er 1992 bis 1993 selbst geleitet. 

Von 1993 bis 1998 war Rolf Drossel leitender Oberarzt einer ungeteilten 200 Betten großen Klinik für Innere Medizin im Oskar-Ziethen-Krankenhaus. 

Ohne seine fachliche Kompetenz, seine durch Loyalität geprägte Verlässlichkeit, seine Beständigkeit und seinen persönlichen Einsatz wäre der Prozess der Strukturierung in die Schwerpunkte Gastroenterologie, Kardiologie, Pulmologie und Geriatrie nicht so erfolgreich verlaufen; insbesondere auch der Aufbau eines überregional bedeutenden Zentrums für unkonventionelle Endoskopie. 

In diese Zeit hinein fallen die verantwortliche Organisation von Kursen, Tagungen und Kongressen, zum Beispiel eines jährlichen Arzt-Patienten-Seminars für CED oder des Jahreskongresses der DGE-BV in Berlin mit 1400 Teilnehmern. 

Statt eine angebotene Chefarztstelle zu übernehmen, wechselte Rolf Drossel 1998 in die Niederlassung. Dort hat er sich neben seiner erstklassigen endoskopischen Kompetenz um die nichtendoskopische Gastroenterologie, insbesondere im Bereich der CED, verdient gemacht. 

Den Kontakt zu unserem Krankenhaus, jetzt Sana Klinikum Lichtenberg, hat er immer aufrecht erhalten mit innovativen Kooperationsformen und als Gründungsmitglied des Darmzentrums Lichtenberg. Als integrierend wirkender, zuverlässiger Kooperationspartner ist er uns ein Vorbild. 

Rolf Drossel hat sich immer für gesellschaftliche Fragen und für Berufspolitik engagiert. 

Sein Anliegen, die Stellung der Ambulanz zu stärken, verband er mit dem Bemühen um eine respektvolle, kollegiale Zusammenarbeit mit den Kliniken, ob als langjähriger Vorsitzender des Vereins „Gastroenterologisch tätiger fachärztlicher Internisten“, als Vorsitzender der „Koloskopie-Kommission der KV Berlin“ oder als Beiratsmitglied der Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie in Berlin und Brandenburg. 

Sein Wirken für die Initiative „Berlin gegen Darmkrebs“ und für die Stiftung Lebensblicke hat bundesweite Anerkennung durch den Felix-Burda-Preis erfahren. 

In der Versorgungsforschung hat er Projekte zu Hygiene in der Endoskopie oder gemeinsam mit Prof. Roesch das Berliner Koloskopie Projekt (BECOP) organisiert, dessen Ergebnisse gemeinsam hochrangig publiziert worden sind. 

Dr. Drossel wird uns als vorbildlicher Arzt, Kollege und Freund in Erinnerung bleiben. 

H.-J. Schulz, Berlin

Prof. Dr. med. H.-J. Schulz

Sana Klinikum Lichtenberg · Klinik für Innere Medizin I · Gastroenterologie

Fanningerstr. 32

10365 Berlin

eMail: Hj.schulz@sana-kl.de