Zentralbl Chir 2012; 137(6): 541-548
DOI: 10.1055/s-0031-1283918
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Wertigkeit einer routinemäßigen Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie (MRCP) vor Cholezystektomie

Clinical Relevance of a Routinely Performed Magnetic Resonance Cholangiopancreatography (MRCP) Prior to Cholecystectomy
R. Schmidt
1   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Ulm, Deutschland
,
M. Tannheimer
1   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Ulm, Deutschland
,
B. Danz
2   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. Radiologie, Ulm, Deutschland
,
S. Benesch
1   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Ulm, Deutschland
,
R. Geue
1   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Ulm, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. März 2012 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Der präoperativen bildgebenden Diagnostik kommt eine entscheidende Rolle zur Planung der chirurgischen Therapie bei Cholezystolithiasis zu. Gemäß den S3-Leitlinien der Fachgesellschaften ist nur eine Ultraschalldiagnostik gefordert. Sie kommt an ihre Grenzen bei anatomischen Varianten und bei Choledocholithiasis. Vor diesem Hintergrund wurde im Bundeswehrkrankenhaus Ulm routinemäßig eine Magnetresonanz Cholangiopankreatikografie (MRCP) vor einer Cholezystektomie durchgeführt. Diese Studie sollte herausfinden, wie häufig diese Untersuchung zu einer Änderung der Therapieplanung geführt hat und ob es zu Änderungen der präoperativen Planung oder intraoperativen Durchführung der Operation gekommen ist. Weiterhin sollte die Sensitivität und Spezifität der MRCP-Untersuchung bezüglich Mündungsanomalien des Ductus cysticus, akzessorischen Gallengängen und einer Choledocholithiasis bestimmt werden.

Material und Methoden: Es wurden 541 Fälle, die im Bundeswehrkrankenhaus Ulm behandelt wurden, aus dem Zeitraum vom 01.01.2005 bis zum 30.09.2009 in die Studie eingeschlossenen und retrospektiv untersucht.

Ergebnisse: Unter den 541 Fällen fanden sich in den MRCP-Befunden 98 Pathologien, darunter bei 51 Patienten eine Choledocholithiasis oder Cholestase, bei 20 Patienten ein akzessorischer Gallengang und bei 13 Patienten eine Mündungsanomalie. Unter den 51 Patienten mit einer Choledocholithiasis oder Cholestase wurde bei 29 Patienten ein therapeutisches Splitting ausschließlich wegen der MRCP-Befunde durchgeführt. In 22 der 51 Fälle konnte ein Cholestaseverdacht auch aufgrund der Basisdiagnostik gestellt werden. Somit lag der diagnostische Zugewinn durch diese Untersuchung bei 5,3 %. Intraoperativ fanden sich nur vier der 20 vorbeschriebenen akzessorischen Gallengänge und nur 6 der 13 vorbeschriebenen Mündungsanomalien. Somit zeigten sich eine sehr niedrige Sensitivität bei anatomischen Varianten (50 % bei Mündungsanomalien und 38,5 % bei akzessorischen Gallengängen) und eine hohe Sensitivität bezüglich einer Cholestase oder Choledocholithiasis von 94,7 %. Ob Komplikationen mit der routinemäßigen Durchführung der MRCP vermieden werden können, ließ sich nicht nachweisen. Das intraoperative Herangehen oder die präoperative Planung war nicht nachweisbar durch die MRCP verändert worden.

Schlussfolgerung: Eine routinemäßige MRCP kann präoperativ nicht empfohlen werden.

Abstract

Background: A preoperative diagnostic imaging procedure is essential for therapy in cholecystolithiasis. According to the S3-Guidelines of the German Society for General and Visceral Surgery only an ultrasound scan is needed before a cholecystectomy. But an anatomic variant of the bile ducts or choledocholithiasis is poorly shown by an ultrasound. Because of this, we performed a magnetic resonance cholangiopancreatography (MRCP) routinely. This study was designed to show if the MRCP changed the treatment plan or changed the operation method. Furthermore, the sensitivity and specificity concerning abnormalities of the cystic duct, accessory bile ducts and choledocholithiasis should be determined.

Patients and Methods: During the time between January 1st 2005 and September 30th 2009 541 patients were included in this retrospective study.

Results: Among the 541 cases 98 pathologies were found. These included 51 choledocholithiasis, 20 accessory bile ducts and 13 abnormal cystic ducts. In 29 of the 51 cases of choledocholithiasis a therapeutic splitting was performed only because of the MRCP. In 22 cases the diagnosis was also possible because of the basic diagnostic procedures like ultrasound, laboratory tests and clinical appearance. So the diagnostic aimprovement due to the MRCP is 5.3 %. Four of the 20 accessory bile ducts and 6 of the abnormal cystic ducts were found during the subsequent operation. The sensitivity concerning the anatomic variants is very low (38.5 % concerning the accessory bile ducts and 50 % for the abnormal cystic ducts). But the sensitivity in detecting a choledocholithiasis is very high (94.7 %). There was no evidence in our study that MRCP prevented any complications. The operation method was not changed in any case because of the MRCP result.

Conclusion: A routinely performed preoperative MRCP cannot be recommended.