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DOI: 10.1055/s-0031-1299779
Sind gehörlose Patienten in Deutschland über ihren gesetzlichen Dolmetscheranspruch informiert?
Ergebnisse einer bundesweiten Querschnittsstudie mit GebärdensprachvideosAre Deaf Patients in Germany Informed about their Legal Rights for a Sign Language Interpreter?Results of a Nation-Wide Cross-Sectional Study with Sign Language VideosPublication History
Publication Date:
24 January 2012 (online)
Zusammenfassung
Gehörlose Bürgerinnen und Bürger stoßen in einer von Hörenden gestalteten gesundheitlichen Versorgung auf Barrieren. Der Gesetzgeber hat daher die Finanzierung von Gebärdensprachdolmetschern zulasten der Krankenversicherungen vorgesehen. Die vorliegende Studie untersucht erstmals, inwieweit Gehörlose darüber informiert sind und Gebrauch von Dolmetschern machen. Herkömmliche Erhebungen basieren auf Laut- und Schriftsprache und sind für die Zielgruppe eher ungeeignet. Daher wurde eine Online-Querschnittsstudie durchgeführt, die mittels Gebärdensprachvideos und visuell ausgerichteten Antwortmöglichkeiten eine barrierefreie Teilnahme ermöglichte. Mit einer multivariaten Analyse wurden Faktoren identifiziert, die für einen Gehörlosen das Risiko erhöhen, nicht über die Dolmetscherversorgung informiert zu sein: Von 841 Gehörlosen waren 31,4% nicht über ihre Rechte informiert. 41,3% haben Erfahrung mit einem Dolmetscher beim Arztbesuch und berichten von überwiegend problemloser Kostenerstattung. Junge Gehörlose mit niedrigem Schulabschluss haben ein erhöhtes Risiko, nicht über die Dolmetscherversorgung informiert zu sein. Weitere Aufklärung ist notwendig, um Gehörlosen Chancengleichheit bei der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen zu ermöglichen.
Abstract
Deaf citizens are confronted with barriers in a health-care system shaped by hearing people. Therefore the German legislature provides a supply with sign language interpreters at the expense of the health insurances. The present study initially examines in how far the deaf are informed about this and use said interpreters. Traditional surveys are based on spoken and written language and therefore are unsuitable for the target audience. Because of this, a cross-sectional online study was performed using sign language videos and visually oriented answers to allow a barrier-free participation. With a multivariate analysis, factors increasing deaf people’s risks not to be informed of the supply with interpreters were identified: Of 841 deaf participants, 31.4% were not informed of their rights. 41.3% have experience with an interpreter at the doctor’s and report a mainly trouble-free reimbursement of costs. Young and modestly educated deaf have a higher risk of not being informed of the interpreter supply. Further information is necessary to provide equality of opportunities to deaf patients utilising medical benefits.
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Literatur
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