Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(38): 1847-1853
DOI: 10.1055/s-0032-1305313
Originalarbeit | Original article
Transplantationsmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inhouse-Koordination zur Förderung der Organspende

Erfahrungsbericht aus drei Kliniken der MaximalversorgungInhouse coordination to promote organ donationA pilot project in three full-service hospitals
J. W. Rey
1   Inhouse-Koordinator, Universitätsmedizin Mainz
,
N. Komm
2   Leitende Transplantationsbeauftragte, Inhouse-Koordinatorin, Universitätsklinikum Heidelberg
,
G. M. Kaiser
3   Transplantationsbeauftragter, Inhouse-Koordinator, Universitätsklinikum Essen
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Publication History

29 December 2011

03 May 2012

Publication Date:
12 September 2012 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Nach wie vor sind in Deutschland nicht ausreichend Organspender vorhanden, um allen Menschen auf der Warteliste rechtzeitig eine Organtransplantation zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund wurde in 112 deutschen Krankenhäusern das Projekt Inhouse-Koordination zur Förderung der Organspende initiiert. Wir berichten erstmals aus drei Universitätskliniken von Ergebnissen und Erfahrungen mit diesem Projekt.

Methoden: Von April 2010 bis März 2011 wurden retrospektiv die Daten aller in unseren Kliniken verstorbenen Patienten mit primärer oder sekundärer Hirnschädigung erhoben. Die Erfassung und Auswertung der Daten erfolgte anonymisiert mit Hilfe der vom Deutschen Krankenhaus Institut (DKI) zur Verfügung gestellten Software „Transplant-Check" sowie aus den kliniksinternen Datenbanken.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum keine Steigerung der Organspendezahlen erreicht werden. Insgesamt waren 544 Patienten mit einer primären oder sekundären Hirnschädigung als Haupt- oder Nebendiagnose gestorben. Bei 40,3 % fehlte durch eindeutige medizinische Kontraindikationen die Voraussetzung zur Organspende. Insgesamt wurde bei 34,5 % eine Therapielimitierung eingeleitet. Von 544 untersuchten Patienten wurde bei 59 (10,8 %) der Hirntod festgestellt. Eine Organentnahme fand in 5,5 % der Fälle statt.

Schlussfolgerung: In unserer Potenzialanalyse verbleiben nicht zu klärende Lücken. Vor allem bleibt unklar, für wie viele Verstorbene mit infauster Hirnschädigung ein Abschluss der Hirntoddiagnostik möglich wäre. Auch wenn die bisherigen Anstrengungen nicht zu einer Verbesserung der Ergebnisqualität und zuverlässigen Aussagen über das Potenzial geführt haben, so konnte in allen Kliniken eine Verbesserung der Strukturqualität erreicht werden. Die Sicherstellung der Identifikation von möglichen Organspendern sollte zukünftig hohe Priorität der gemeinschaftlichen Anstrengungen von Krankenhäusern, Koordinierungsstelle und Transplantationszentren haben.

Abstract

Background: There is still a lack of organ donors in Germany to provide organs for everyone on the waiting list. Against this background, the project „inhouse coordination“ was initiated in 112 German hospitals in order to promote organ donation. We report the first results and experiences with this project at three full-service university hospitals.

Methods: From April 2010 to March 2011 data on all deceased patients with primary or secondary brain damage were collected retrospectively. The analysis of anonymised data was carried out by using the Software „Transplant-check“ of the German Hospital Institute, as well as in-house databases.

Results: In comparison to the year before, no increase in numbers of organ donation was achieved during the study period. A total of 544 patients were deceased with a primary or secondary brain damage as main or secondary diagnosis. In 40.3 % medical contraindications prevented organ donation. In 34.5 % treatment limitation was introduced. Brain death was diagnosed in 59 of 544 patients (10.8 %) and organ donation was possible in 5.5 %.

Conclusion: In our analysis, a potential donor gap was noted which could not be clarified. Above all, it remains unclear in how many deceased patients with a fatal brain damage, the final diagnosis of brain death would have been possible. Even if these analyses did not lead to reliable results or conclusive evidence of organ donor potential, structural qualities were achieved in all hospitals. Ensuring the identification of potential organ donors and the accompanying support of the process should be of priority for future collaborative efforts of hospitals, transplant centers and the organ procurement organisation.