Endoskopie heute 2012; 25 - P5
DOI: 10.1055/s-0032-1308771

Antibiotika-Therapie bei Pankreatitis: Nur die mikrobiologische Analyse von pankreatischen Flüssigkeitsansammlungen sichert effektives antibiotisches Management

A Negm 1, H Poos 1, E Kruck 2, RP Vonberg 3, M Manns 1, D Domagk 4, A Madisch 2, J Wedemeyer 5, T Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover
  • 2Klinikum Region Hannover, Klinikum Siloah, Gastroenterologie, Hannover
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Mikrobiologie, Hannover
  • 4Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster
  • 5Klinikum Robert Koch, Gastroenterologie, Gehrden

Einleitung: Die Pankreatitis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die häufig mit einer Flüssigkeitsansammlung einhergeht. Die Aspiration von Flüssigkeitsansammlungen, Nekrosen und Pseudozysten für die mikrobiologische Analyse ist eine selten durchgeführte Methode. Ziel dieser Studie war die mikrobiologische Untersuchung von Punktaten im Vergleich zu Blutkulturen und deren Einfluss auf das Antibiosemanagement bei Patienten mit pankreatischen Flüssigkeitsansammlungen, bei denen eine Entlastungspunktion indiziert war.

Methodik: In dieser prospektiven Multicenterstudie wurden während endoskopischer Eingriffe von 04/2010 bis 10/2011 bei 56 Patienten Aspirate aus pankreatischen/peripankreatischen Flüssigkeitsansammlungen sowie Blutkulturen gewonnen und mikrobiologisch untersucht.

Ergebnisse: Hauptindikation für die Drainage von Flüssigkeitsansammlungen/Nekrosen/Zysten waren Schmerzen unabhängig von Fieber bei Patienten mit akuter (AP; 59%) und chronischer (CP; 29%) Pankreatitis sowie bei Patienten mit anderen Grunderkrankungen (12%). 55% der untersuchten Punktate zeigten eine Keimbesiedlung, die nur in einem einzigen Fall auch in der vergleichenden Blutkultur nachweisbar war. Die häufigsten Keime waren Enterococcus spp. (33%), Candida spp. (18%) und Streptococcus spp. (11%). Monoinfektionen traten in 42% der Fälle auf. Risikofaktor für eine Keimbesiedlung waren akute Pankreatitis (p=0,002), C-reaktives Protein (p=0,004), Leukozytose (p=0,010), langer stationärer Aufenthalt (p=0,002), Nekrosen (p=0,024) und eitrige Punktate (p=0,019), nicht aber Fieber. Bei 27 Patienten mit positivem Keimnachweis aus dem Aspirat und empirischer Antibiotikatherapie vor Eingriff, musste diese bei 22 Patienten (82%) aufgrund des Antibiogrammes umgestellt werden. Nur in 18% der Fälle bewies das Antibiogramm die Richtigkeit der empirischen Antibiose.

Schlussfolgerung: Keimbesiedlung in pankreatischen Flüssigkeitsansammlungen von Patienten mit akuter/chronischer Pankreatitis sind häufig und unabhängig von Fieber, vor allem bei Vorhandensein von hier erstmals beschriebenen Risikofaktoren. Nur die mikrobiologische Analyse des Aspirates, nicht aber die Blutkultur, sichert den Keimnachweis und damit die effektive antibiotische Therapie.