Ultraschall Med 2012; 33 - A821
DOI: 10.1055/s-0032-1322735

Pathognomonische Befundkonstellation der Abdomensonografie bei Ehec- assoziiertem hämolytisch-urämischem Syndrom und deren klinische Bedeutung

A Reising 1, G Einecke 1, F Güler 1, J Kielstein 1, M Hiss 1, C Hafer 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, DE Hannover
  • 2Nephrologisches Zentrum Niedersachsen, DE Hann. Münden

reising.ansgar@mh-hannover.de

Einleitung:

Im Rahmen der mit schwerem hämolytisch urämischen Syndrom (Hus) assozierten Epidemie durch das enterohämorrhagische E. coli (Ehec) O104:H4 imMai 2011 führten wir bei 44 Patienten mit Ehec-Hus zum Zeitpunkt der Aufnahme in unsere Abteilung Abdomensonografien durch. Die Untersuchungen erfolgten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und im Verlauf nach Restitutio (6±2 Wochen nach Diagnosestellung) bei Wiedervorstellung in unserer Ambulanz.

Ergebnisse:

Neunzehn Patienten (43%) wiesen eine mäßige Hepatomegalie auf. Eine grenzwertige bis deutliche Splenomegalie (>12cm Länge) bestand bei 16 Patienten. Elf Patienten (25%) hatten Gallenblasensludge (drei deutlich, acht geringen Sludge). 87% der Patienten hatten Aszites und genau so viele (87%) wiesen Pleuraergüsse auf. Es zeigte sich keine signifikante Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Pleuraergüssen und der Notwendigkeit einer Dialysebehandlung (Chi Square=0,246).

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zeigten sich die Nieren erheblich geschwollen. Die intrarenalen Widerstandsindices (RI) lagen bei 0,79±0,09. Patienten mit dialysepflichtigem Nierenversagen hatten signifikant höhere RI-Werte (0,82±0,07) als nicht-dialysepflichtige Patienten (0,75±0,10, p=0,006). Das Nierenparenchym war deutlich verdichtet. Zur Quantifizierung der Nierengewebsdichte führten wir bei 16 Patienten eine computergestützte Analyse der Grauwerte durch; hierbei wurden für jeden Patienten je 10 Messwerte auf zwei separaten Bildern erhoben und Durchschnittswerte ermittelt. Grauwerte der Leber wurden zur Standardisierung der Messwerte ermittelt. Anschließend wurde für jedes Bild ein Quotient zwischen Nieren- und Lebergrauwert gebildet. Bei Diagnosestellung lag dieser Dichtequotient (Nierendichte/Leberdichte) bei 1,49±0,39 und fiel nach Restitutio auf 0,99±0,31 ab (p<0,001). Die Dichte-Quotienten korrelierten mit der Anzahl der Dialysebehandlungen vor Erholung der Nierenfunktion (r=0,44). Patienten, bei denen keine Dialysebehandlung notwendig war, wiesen niedrigere Werte auf als dialysepflichtige Patienten (1,23±0,20 vs. 1,58±0,41).

Schlussfolgerungen:

Patienten mit Ehec-Hus im Rahmen der deutschen Epidemie 2011 wiesen charakteristische sonomorphologische Befundkonstellationen auf. Überraschend imponierten bei einer Großzahl Patienten Pleuraergüsse und Aszites sowie deutliche Veränderungen in der Nierenmorphologie. Die renalen Perfusionsparameter korrelierten darüber hinaus mit dem klinischen Verlauf bezüglich Nierenfunktion und Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie. Diese können möglicherweise in Zukunft als prognostischer Parameter herangezogen werden.