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DOI: 10.1055/s-0033-1333964
Vergleich von konventioneller EUS-Beurteilung und Rosemont-Klassifikation: Versagen der Rosemont-Klassifikation bei der Beurteilung von frühen Stadien der chronischen Pankreatitis
Einleitung: Die Diagnose einer chronischen Pankreatitis (CP) basiert hauptsächlich auf dem Nachweis morphologischer Veränderungen im Pankreas. Die endoskopische Sonografie (EUS) ist die sensitivste Untersuchung zur Darstellung von parenchymalen und duktalen Veränderungen der CP. 1993 wurden EUS-Kriterien für die Diagnostik der CP publiziert, die erstmals parenchymale und duktale Veränderungen voneinander unterschieden. Mit der 2007 publizierten Rosemont-Klassifikation wurden diese Kriterien in Haupt- und Nebenkriterien kategorisiert, außerdem wurden für Grenzwerte, Kombinationen von Kriterien und korrespondierende Diagnosewahrscheinlichkeiten als Konsensusmeinungen definiert. Wir haben die Rosemont-Klassifikation retrospektiv auf eine prospektiv beschriebene Patientenkohorte angewandt, um die konventionelle EUS-Beurteilung und die Rosemont-Klassifikation hinsichtlich der Sensitivität bei der Diagnosestellung der CP zu vergleichen.
Patienten und Methoden: 130 Patienten mit bekannter (n = 51) oder vermuteter CP (n = 79) wurden untersucht. Das mittlere Alter betrug 42 Jahre (21 bis 60 Jahre), 88 Patienten waren Männer, 42 Patienten waren Frauen. Alle Patienten wurden mit EUS und ERP untersucht. In Fällen mit wenigstens einem EUS-Zeichen für eine CP wurde die EUS als positiv gewertet. Ale Patienten mit einer initial normalen ERP wurden in ein Nachuntersuchungsprogramm aufgenommen. Nach einer Nachbeobachtungszeit von 39 Monaten wurde bei 31 Patienten – mit initial normaler ERP, aber positiver EUS – eine CP diagnostiziert (ERP n = 23; CT n = 8, Histologie/Operation n = 6; Mehrfachnennungen möglich).
Ergebnisse: Wenn die Nachbeobachtungsergebnisse als Referenz für die Diagnose der CP zugrunde gelegt werden, ergeben sich für EUS und ERP bei der initialen Untersuchung Sensitivitäten von 100% (EUS) und 73,3% (ERP; p < 0,001).
Die Rosemont Klassifikation hatte demgegenüber eine geringere Sensitivität von 69,2% („consistent“) und 76,9% (Kombination von „consistent“ und „suggestive“ für das Vorliegen einer CP).
Diskussion: Die Rosemont-Klassifikation ist hochspezifisch für die Diagnosestellung einer CP, die Sensitivität ist demgegenüber – aufgrund der rigiden Summation verschiedener Kriterien – gering, sie ist geringer als die Sensitivität der Standardbeurteilung anhand der Wiersema-Kriterien. Die geringe Sensitivität tritt besonders bei frühen Formen der CP auf, wenn Patienten aufgrund anamnestischer Angaben klare Kandidaten für das Vorliegen einer CP sind, jedoch noch nicht ausreichend viele Kriterien – aufgrund einer z.B. kurzen Krankheitsdauer – akkumuliert haben, die mit EUS nachweisbar sind. Die Hauptlimitation der Rosemont-Klassifikation ist die Tatsache, das sie als starres Klassifikationssystem unabhängig von klinischen Daten angewandt werden muss.