Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0033-1341730
20 Jahre Geburtskohorte BABYDIAB/BABYDIÄT: Extrem hohe Erkrankungsrate bei Kindern mit positiven Inselautoantikörpern – Konsequenzen für die Diagnostik des Typ 1 Diabetes im frühen Krankheitsstadium
Fragestellung: Inselautoantikörper gehen der klinischen Manifestation eines Typ 1 Diabetes um oft Jahre bis Jahrzehnte voraus und ermöglichen eine frühe Diagnose der Autoimmunerkrankung ebenso wie eine Intervention zur Diabetesprävention. Ziel der hier vorgestellten Analyse war zu bestimmen, wie viele Kinder innerhalb von 20 Jahren Nachbeobachtung einen manifesten Diabetes entwickelt haben.
Methodik: 2018 Kinder mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ 1 Diabetes wurden im Rahmen unserer prospektiven Studien BABYDIAB/BABYDIÄT von Geburt an regelmäßig auf Autoantikörper gegen Insulin, GAD65, IA2 und ZnT8 untersucht. 237 Kinder entwickelten positive Inselautoantikörper, davon 110 (62 Mädchen) einen Inselautoantikörper und 127 (56 Mädchen) multiple Inselautoantikörper. Das mediane Alter beim ersten Auftreten der Inselautoantikörper lag bei 7,29 Jahren (IQR: 3,33 – 9,80 Jahre) für Kinder mit einem Inselautoantikörper, und bei 2,09 Jahren (IQR: 1,23 – 5,01 Jahre) für Kinder mit multiplen Inselautoantikörper.
Ergebnisse: 79 Kinder entwickelten im Laufe der Nachuntersuchungen einen Typ 1 Diabetes. Die Erkrankungsrate lag bei Kindern mit multiplen Inselautoantikörper 10, 15 und 19 Jahre nach dem ersten Auftreten der Inselautoantikörper bei 65,3% (95% KI: 57,5%-73,1%), 78,8% (95% KI: 67% – 90,6%) und 99,9% (89,5%-100%). Bei Kindern mit einem Inselautoantikörper lag die Erkrankungsrate 10 bzw. 15 Jahre nach dem ersten Auftreten der Inselautoantikörper konstant bei 14,7% (95% KI: 5,1%-24,3%), und 14,7% (95% KI: 5,1%-24,3%).
Schlussfolgerung: Das Auftreten von multiplen Inselautoantikörpern definiert eindeutig ein präklinisches Stadium der Erkrankung ‚Typ 1 Diabetes'. Nur eine kleine Minderheit von Kindern bleibt für mehr als 10 Jahre von der klinischen Manifestation verschont. Das unterstreicht die Notwendigkeit von Interventionsstudien in dieser Zielgruppe.