Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P264
DOI: 10.1055/s-0033-1341924

Menschen mit Diabetes in einer Reha-Klinik

HJ Ziegelasch 1, 2, M Gatzsche 1, L Briedigkeit 2
  • 1Klinik Malchower See, Malchow, Germany
  • 2HELIOS Kliniken Schwerin, Schwerin, Germany

Fragestellung: Mit welchen Voraussetzungen und welcher Stoffwechseleinstellung werden Diabetiker in eine internistisch-orthopädisch orientierte Reha-Klinik eingewiesen? Was kann ein diabetologisches Team innerhalb der 19 Tage Reha-Aufenthalt erreichen?

Methodik: Vom Januar bis 31.10.2012 wurden, fast ausschließlich als Anschluss-Heilbehandlung nach orthopädischen oder chirurgischen bzw. kardiologischen Eingriffen, 398 Patienten, die als Nebendiagnose einen Diabetes hatten, in eine Reha-Klinik eingewiesen. Sie wurden sämtlich dem dortigen diabetologischen Team vorgestellt und mittels eines strukturierten Fragebogens analysiert. 390 Patienten hatten einen Typ-2-, 5 einen Typ-3- und 3 einen Typ-1-Diabetes.

Ergebnisse: Die aufgenommenen Diabetiker wiesen ein Durschschnittsalter von 70,6 Jahren (35 bis 92) auf und hatten einen BMI von 31,7 kg/m2 (17,8 – 56,6). Nach ihren Angaben hatten 31,2% in den letzten 10 Jahren eine strukturierte Schulung, 22,4% einen Diabetiker-Pass (aber nur 21 mal eine vollständige Eintragung), 3 Diabetiker waren in einer SH-Gruppe organisiert. 90 waren Nie-, 83 Passiv-, 167 Ex- und 58 aktive Raucher.

Zum Zeitpunkt der Aufnahme erfolgte die Diabetes-Einstellung bei 253 Patienten mit Insulin (im Durchschnitt 58 IE (6 bis 210 IE)), 65 erhielten lang wirksame SH, 7 Glinide, 164 Metformin, 6 Acarbose, 49 einen DPP 4-Hemmer und 6 ein GLP-1-Analogon. Das Durchschnitts-HbA1c lag bei 7,2% (5,3 bis 14,4%), es war lediglich 157 Patienten (39,4% aller) bekannt.

Die auf Insulin eingestellten Diabetiker wiesen in 190 Fällen (= 75% aller) eine Lipo-

hypertrophie auf und spritzten ihr Insulin fast ausschließlich um den Nabel. Bis auf 5 Patienten hatte alle teilweise ausgesprochen trockene Fersen, häufig Einrisse und Schwielen.

Der Durchschnitts-Blutdruck lag bei 131,6 (97 – 178)/72,3 (52 – 93) mmHg.

An Komplikationen wiesen 313 Diabetiker eine KHK, 97 eine absolute Arrhythmie mit Vorhofflimmern, 71 eine durchgemachte Apoplexie, 93 eine paVK, 118 eine Retinopathie (den meisten Patienten war der Augenbefund unbekannt), 235 eine Nephropathie (davon 62 Grad 1 oder 2) und 209 eine Neuropathie auf.

Alle internistischen und ein Teil der orthopädischen Patienten erhielten eine strukturierte Schulung und wurden bei ihrem Einverständnis hinsichtlich des Stoffwechsels optimiert.

Zur Entlassung hatte sich die Insulin-Einstellung auf 298 Patienten erhöht, die Durchschnitts-Insulindosis betrug 47 IE (4 bis 112 IE), das 4-Punkte-BZ-Profil sank von 32,2 auf 26,3 mmol/l, der NBZ von 8,0 auf 6,3 mmol/l. 166 Diabetiker erhielten Metformin, 194 einen DPP 4-Hemmer, 21 einen GLP-1-Agonisten, 11 Acarbose und 1 Patient auf seinen Wunsch weiterhin ein SH-Präparat.

Schlussfolgerungen:

1. Nach eigenen Angaben hat der überwiegende Teil der Diabetiker in den letzten 10 Jahren keine strukturierte Schulung erhalten. Ihre Stoffwechsel-Einstellung ist oft nicht optimal.

2. Eine Reha-Klinik (19 Tage Zeit!) kann hier zu Verbesserungen beitragen.