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DOI: 10.1055/s-0034-1366910
Gesundheit als Privileg? – Gesundheit aller auch im Interesse aller
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. Januar 2014 (online)
Liebe Leserin,
„Woran könnte ich noch sparen, um wenigstens kleine Weihnachtsgeschenke für meine Enkel kaufen zu können?“ Diese Frage stellt sich manch Rentnerin in Deutschland. Denn auch hierzulande sind einige Personengruppen besonders armutsgefährdet – wie z. B. Frauen mit geringer Rente oder Alleinerziehende. Armut hat nachgewiesenermaßen auch Auswirkungen auf die Gesundheit. Und das, obwohl wir, im weltweiten Vergleich gesehen, in Deutschland ein hervorragendes Gesundheitssystem haben. Prinzipiell sind (fast) alle Menschen durch die solidarische Krankenversicherung abgedeckt, dennoch entscheiden oftmals das Geschlecht und die soziale Herkunft über den Gesundheitsstatus. Das führt der Beitrag von Prof. Gerhard Trabert vor Augen (ab S. 270), ebenso wie das Interview mit Carola Bury, die sich mit dem Thema Frauengesundheit beschäftigt (S. 277). Es ist kein Geheimnis, dass sich finanziell schlechter gestellte Menschen oft keine Zuzahlungen bei Zähnen – Stichwort Lückengebiss – oder Brillen leisten können. Auch Vollwertkost ist für zu viele Familien unbezahlbar, selbst der Besuch des kranken Kindes in der Klinik kann zum Problem werden, wenn Fahrtkosten ein Loch in den Geldbeutel reißen.
Was können wir als Ärztinnen konkret gegen Ungerechtigkeiten im Gesundheitssystem tun? Wir haben es in der Hand, Patientinnen und Patienten bei der Behandlung grundsätzlich auch auf ihren finanziellen Hintergrund anzusprechen. Menschen mit wenig Geld thematisieren häufig nicht, dass sie sich ein Medikament nicht leisten können – wie das Interview mit einer 11-fachen Mutter in dieser Ausgabe zeigt (S. 288). Wir sollten lieber einmal zu oft nachfragen und ggf. gemeinsam nach Alternativen suchen – nach dem Prinzip der „Gleichwürdigkeit“, so dass die Würde der Menschen gewahrt bleibt.
Als Medizinerinnen können wir aber auch Impulse geben, indem wir in einer Behandlung oder Therapie nicht nur über Veränderungen in der Lebensführung sprechen, sondern diese auch gemeinsam mit der Patientin beginnen umzusetzen. Ein Beispiel: Psychotherapiegespräche mit depressiven und / oder adipösen Patientinnen können auch gut – oftmals sogar besser – beim Gehen im Freien geführt werden. Bewegung tut Körper und Seele gut, Gehen strukturiert das Denken und Schambesetztes kann so leichter geäußert werden.Aber auch strukturelle Veränderungen sind nötig, um die gesundheitliche Situation von armen Menschen zu verbessern. Wir sollten uns für eine systematische Lebensstilerziehung einsetzen – angefangen im Kindergarten bis hin zur (Ganztags-)Schule. Was Kinder über gesunde Lebensweisen erleben, beeinflusst ihr ganzes weiteres Leben positiv. Ein wichtiger Schritt wäre ein umfassendes und ernstgemeintes Präventionsgesetz, das laut Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD zum wiederholten Male angestrebt wird und 2014 verabschiedet werden soll. Wir werden auch aufmerksam verfolgen, wie die angekündigte Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten die gesundheitliche Versorgung verbessern wird.
Mit besten Wünschen für einen zufriedenstellenden Jahresrückblick
Ihre Herausgeberin Dr. Astrid Bühren
Herausgeberinnen
Dr. med. Sandra Breyer
Dr. med. Astrid Bühren
Dr. med. Anja Haas
Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns
Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Expertinnenpanel
Prof. Dr. rer. physiol. Dr. h. c. Ulrike Beisiegel
Dr. phil. Mechthild Determann
Dr. phil. Susanne Dettmer
Prof. Dr. med. Annette Hasenburg
Dr. med. Evelyn Hemper
Prof. Dr. med. Gabriela Möslein
Stefanie Pranschke-Schade
Prof. Dr. med. Vera Regitz-Zagrosek
Prof. Dr. med. Anke Rohde
Prof. Dr. med. Ingrid Schreer
Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger