Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10(05): 245
DOI: 10.1055/s-0034-1398229
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Referat – Bariatrische Chirurgie effektiver als Lebensstil-Intervention

Maximilian von Feilitzsch
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Publication Date:
13 January 2016 (online)

Hintergrund: Nicht-operative Therapien alleine führen bei Diabetes-Patienten nicht immer zum Erfolg. Zahlreiche Studien konnten hingegen zeigen, dass Typ-2-Diabetiker deutlich von der bariatrischen Chirurgie profitieren. Courcoulas et al. verglichen bei dieser Patientengruppe die Remissionsraten nach einer chirurgischen und nicht-chirurgischen Behandlung.

Methoden: Die randomisierte klinische Studie aus den USA fand zwischen Oktober 2009 und Juni 2014 statt. Teilnehmer waren 61 fettleibige Patienten mit Typ-2-Diabetes im Alter von 22–55 Jahren. Die Patienten unterzogen sich entweder einer 1-jährigen intensiven Änderung des Lebensstils mit dem Ziel, Körpergewicht zu verlieren, gefolgt von einer niedrig-intensiven, 2-jährigen Lebensstil-Intervention oder einem chirurgischen Eingriff (Roux-en-Y gastric Bypass, RYGB bzw. Laparoscopic adjustable gastric Banding, LAGB), an den sich eine niedrig intensive, 2-jährige Lebensstil-Intervention anschloss. Primäre Endpunkte waren eine partielle oder vollständige Remission, als sekundäre Endpunkte wählten die Autoren den Einsatz von Antidiabetika sowie die Gewichtsveränderung.

Ergebnisse: Von den 61 Studienteilnehmern wurden 52 in die 3-jährige Analyse eingeschlossen: 18 gehörten der RYGB-Gruppe, 20 der LAGB-Gruppe und 14 der Lebensstil-Interventionsgruppe an. 43 % der Studienteilnehmer wiesen einen Body-Mass-Index (BMI) unterhalb von 35 auf. Das Körpergewicht betrug im Durchschnitt 100,5 kg und das Lebensalter 47,3 Jahre. Die durchschnittlichen HbA1c- und Plasma-Glukose-Nüchternlevel waren jeweils 7,8 % und 171,3 mg / dl. 40 % der Patienten der RYGB-Gruppe, 29 % der Patienten der LAGB-Gruppe und kein Patient aus der Gruppe mit intensiver Lebensstil-Intervention erreichten eine partielle oder vollständige Remission (p = 0,004). Innerhalb der RYGB- und LAGB-Gruppen war im Vergleich zu der Lebensstil-Interventionsgruppe ein stärkerer Rückgang der Diabetes-Medikation zu verzeichnen (jeweils 65 und 33 %), während keiner der Patienten aus der Lebensstil-Interventionsgruppe, die zu Studienbeginn mit Insulin oder oralen Antidiabetika behandelt wurden, nach 3 Jahren ohne Medikamente auskam (p < 0,001). Die höchste durchschnittliche Reduktion des Körpergewichts nach 3 Jahren war nach einem RYGB zu verzeichnen (25,0 %), gefolgt von einem LAGB (15 %) sowie einer Veränderung des Lebensstils (5,7 %) (p < 0,01).

Folgerung: Bei fettleibigen Patienten mit Diabetes Typ 2 führte eine bariatrische Operation mit einer anschließenden 2-jährigen, niedrig-intensiven Lebensstil-Intervention häufiger zu einer Remission als eine intensive Lebensstil-Intervention alleine. Geklärt werden müsse allerdings, so die Autoren, wie sich solche Maßnahmen langfristig auf das Auftreten von mikro- und makrovaskulären Komplikationen auswirken.

Dr. Frank Lichert, Weilburg