Endoskopie heute 2015; 28 - FV11
DOI: 10.1055/s-0035-1545003

Endoskopische Vakuumtherapie bei Perforationen und Insuffizienzen des Ösophagus

O Möschler 1, MK Müller 1
  • 1Marienhospital, Klinik für Gastroenterologie, Osnabrück, Deutschland

Fragestellung:

Perforationen oder Anastomoseninsuffizienzen des Ösophagus sind häufig lebensbedrohliche Komplikation nach Operationen oder endoskopischen Eingriffen des oberen Verdauungstrakts. Die Letalität bei einer solchen Komplikation wird mit bis zu 20% angegeben. Neben der Therapie mit Stents, erneuter/initialer Operation oder verschiedenen Clipsystemen steht seit einigen Jahren mit der endoskopischen Vakuumtherapie eine weitere therapeutische Option für die interventionelle Endoskopie zur Verfügung.

Methodik:

Zwischen 01/2013 und 11/2014 wurden 10 Patienten mittels endoskopischen Vakuumtherapie unter Verwendung des EndoSponge-Systems (B. Braun, Melsungen) im oberen Verdauungstrakt in unserer Endoskopie versorgt. Bei 6 dieser Patienten lag eine Perforation entweder des sehr proximalen Ösophagus, des distalen Hypopharynx oder des Recessus piriformis vor. Bei den übrigen Patienten fanden sich Anastomoseninsuffizienzen nach operativen Eingriffen. Die Untersuchungen erfolgten in der Regel in Intubationsnarkose. Bei Patienten mit sehr hoch sitzender Perforation wurde eine Beatmungstherapie bis zu 5 Tage aufrechterhalten, um einer Verlegung der Atemwege vorzubeugen.

Ergebnisse:

Bei allen Patienten erfolgte die extra- oder endoluminale Anlage und Entfernung ohne Komplikationen. Bei zwei Patientinnen kam es bei jeweils einem Entfernungsmanöver zum Zerreißen des Schwamms, sodass dieser dann mittels Schlinge entfernt werden musste.

Bei 8/10 Patienten konnte die zugrundeliegende Perforation oder Anastomoseninsuffizienz geschlossen werden, sodass ein therapeutischer Erfolg in 80% der Fälle erzielt werden konnte. Bei einem Patienten, der wegen einer Anastomoseninsuffizienz zuvor mehrfach mit Stents behandelt worden war, bildeten sich nach > 10 Schwammwechseln rezidivierende broncho-mediastinale Fisteln, die schließlich zur OP zwangen, in deren Rahmen der Patient verstarb. Bei einem weiteren Patienten zwang ein septisch verlaufendes Pleuraempyem zum Eingriff unter liegendem Schwamm mit folgender Ösophagektomie bei zugrundeliegender Anastomoseninsuffizienz.

Schlussfolgerung:

Die endoskopische Vakuumtherapie ist eine neue und vielversprechende Option bei der endoskopischen Therapie von Perforationen und Anastomoseninsuffizienzen des Ösophagus nach iatrogenen Verletzungen oder Operationen. Neben dem Viszeralchirurgen und dem interventionell tätigen Gastroenterologen sollte auch der HNO-Arzt diese Methode kennen, da insbesondere die mit alternativen Methoden schwer zu beherrschenden Perforationen des distalen Hypopharynx, des Recessus piriformis und des proximalen Ösophagus mit dem Verfahren erfolgreich versorgt werden können.

Die Methode sollte in weiteren prospektiven multizentrischen Studien untersucht werden.