Endoskopie heute 2015; 28 - V6
DOI: 10.1055/s-0035-1545054

Endoskopische Vollwandresektion nach R1-Resektion eines neuroendokrinen Tumors im Rektum unter Verwendung eines neuen Over-the-scope Device

P Klare 1, R Burlefinger 2, B Neu 1, M Bajbouj 1, K Specht 3, RM Schmid 1, S von Delius 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
  • 2Maria-Theresia Klinik, Facharztpraxis für Innere Medizin und Gastroenterologie, München, Deutschland
  • 3Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Institut für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie, München, Deutschland

Fragestellung:

Die Inzidenz von neuroendokrinen Tumoren (NET) des Rektums ist in den letzten Jahrzehnten angestiegen. Kleine Tumoren verursachen häufig keine Symptome und das endoskopische Erscheinungsbild kann Kolonpolypen anderer Entitäten ähneln. Nicht selten entsteht die Diagnose eines NET daher erst nach stattgehabter Resektion durch die histopathologische Aufarbeitung.

Methodik:

Bei einem asymptomatischen 50-jährigen Mann wurde im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ein 5 mm großer Polyp im Rektum mittels Schlingenresektion entfernt. Histologisch fand sich ein NET mit Proliferationsrate < 2% (G1). Einige Zellnester erreichten den tiefen Resektionsrand weswegen die Abtragung als nicht vollständig im Gesunden eingestuft wurde (R1). Eine anschließend durchgeführte rektale Endosonografie und eine PET-CT Untersuchung waren unauffällig.

Sechs Wochen nach Abtragung zeigte sich endoskopisch eine Narbe im Bereich der Abtragungsstelle, makroskopisch war kein Residuum des NET erkennbar. Wir führten eine endoskopische Vollwandresektion unter Verwendung eines neuen OTSC Device (Ovesco Endoscopy, Tübingen, Germany) durch, welches über eine 23 mm lange Kappe und eine integrierte Resektionsschlinge verfügt. Nach Markierung der Ränder des gewünschten Bereiches wurde die Abtragungsstelle mittels einer Fasszange (Ovesco, Tübingen) vollständig in die Kappe gezogen. Anschließend wurde der OTSC Clip freigesetzt und so ein Pseudopolyp erzeugt, bestehend aus einer Vollwandduplikatur. Anschließend wurde mittels der vorgefertigten Schlinge eine Vollwandresektion durchgeführt (Erbe VIO, autocut mode, effect 2, 200 W).

Ergebnisse:

Die Vollwandresektion konnte komplikationslos durchgeführt werden. Der Patient konnte die Klinik am Folgetag verlassen.

Histologisch zeigte sich ein 2,0 × 2,5 cm großes Vollwandresektat mit einer Firose im Bereich der alten Abtragungsstelle. Residuelle neuroendokrine Zellverbände waren nicht nachweisbar.

Schlussfolgerung:

Kleine (< 1 cm) neuroendokrine Tumoren des Rektums mit niedriger oder moderater Proliferationsrate (G1 und G2) können endoskopisch entfernt werden. In der R1-Situation sind laut Leitlinie der European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) jährliche Kontrollen ausreichend. Eine kurative Behandlung ist jedoch ausschließlich durch die komplette Resektion möglich.

Die endoskopische Vollwandresektion stellt eine minimalinvasive Therapieoption bei unvollständiger Resektion dar und ermöglicht eine definitive histologische Klärung hinsichtlich einer residuellen Tumormanifestation.