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DOI: 10.1055/s-0035-1547034
Evidenz-basierte Medizin: Ist es der Königsweg?
Evidence Based Medicine: Is it the Silver Bullet?Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. April 2015 (online)
Evidenz-basierte Verfahren in Diagnostik und Therapie werden heute wie ein Mantra beschworen, apodiktisch als der Weg gepriesen, der zum gesicherten Wissen führt. Doch allmählich müssen auch die heißesten Anhänger der Evidenz-basierten Medizin (EbM) einräumen, dass EbM-Verfahren für die Therapieentscheidung an Grenzen stoßen und für den Patienten nur eingeschränkt Vorteile bringen. Statistische Signifikanz ist keinesfalls mit klinischer Relevanz gleichzusetzen. Aus dem Ausland kommen kritische Stimmen [1], und auch bei uns melden sich Stimmen der Kritik [2]. Empirisches Wissen und Können kann nicht ad acta gelegt und durch kein noch so ausgeklügeltes Verfahren kontrollierter Studien ersetzt werden. Mittels Vergleichsstudien wird das Ergebnis in der Gruppe ausgewertet, nicht aber der Wert einer Behandlung beim Einzelnen. Kann durch Computerprogramme und statistische Berechnungen, Evidenz-basierte Scores und dergleichen der Arzt ersetzt werden? Sicher nicht, die angebotene Evidenz müsste gründlich hinterfragt und mit der eigenen klinischen Erfahrung verglichen, ergänzt oder gar korrigiert werden, nur dann kann es zu einer validen ärztlichen Entscheidungsfindung kommen. Es ist verständlich, dass viele Ärzte zögern und Zweifel verspüren, die ärztliche Empirie bleibt meist auf der Strecke, wird teilweise als unwissenschaftlich diskriminiert.
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Literatur
- 1 Greenhalgh T, Howick J, Maskrey N (for the Evidence Based Medicine Renaissance Group). Evidence based medicine: a movement in crisis?. Br Med J 2014; 348: g3725
- 2 Leiß O. Evidenzbasierte Medizin: Kein L’art pour l’art, sondern zum Nutzen der Patienten. Dtsch Ärztbl 2015; 112 A-130 / B-114 / C-110