Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - FV1
DOI: 10.1055/s-0035-1549507

Vier Jahre nach Publikation der S3 Leitlinie zum Gestationsdiabetes: Untersuchung zum Kenntnisstand von Gynäkologen und Diabetologen über Screening, Behandlung und Beratung von Patientinnen mit GDM in Deutschland

T Groten 1, S Schmitz 2, E Schleußner 1, W Battefeld 3, P Hillemanns 2, C Schippert 2, F von Versen-Höynck 2
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Geburtshilfe, Jena, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover, Germany
  • 3Universitätsklinikum Jena, KIM III, Jena, Germany

Fragestellung: In Deutschland wurde 2011 eine neue S3 Leitlinie zur Diagnostik und differenzierten Therapie des Gestationsdiabetes (GDM) publiziert. Diese Leitlinie empfiehlt ein Screening auf GDM für jede Schwangere, einen diagnostischen Test für alle Schwangeren mit Risiko bei Schwangerschaftsfeststellung und die Beratung aller Patientinnen mit GDM über assoziierte gesundheitliche Risiken. In der vorliegenden Studie haben wir fragebogengestützt den Kenntnisstand zum Inhalt der Leitlinien bei Gynäkologen und Diabetologen in Thüringen und Niedersachsen untersucht.

Methodik: Ein Fragebogen mit 23 Fragen wurde an 773 Gynäkologen und 76 Diabetologen, die in der ambulanten Patientenversorgung in Niedersachsen und Thüringen tätig sind, geschickt. Fragen zur Person, Leitlinienkenntnis, Screeningverhalten, Wissen um Risikofaktoren, Beratung und Therapie sowie zur Nachsorge und den Folgen eines GDM für Mutter und Kind wurden anonymisiert ausgewertet. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv und im Gruppenvergleich.

Ergebnisse: Bei Schwangeren ohne Risiko führten 95% der Gynäkologen einen 50 g Glukosestresstest durch, 97% der Diabetologen einen diagnostischen 75 g oGTT. Bei Risikoschwangeren führten Diabetologen signifikant häufiger Gelegenheitsglukose- (63% vs. 36%; p < 0,01) oder Nüchterglukosemessungen (77% vs. 48%, p < 0,01) durch, Gynäkologen in 54% einen 50 g Glukosestresstest. Der Kenntnisstand über schwangerschaftsassoziierte Risikofaktoren wie Abortneigung (89% vs. 60%, p < 0,001), frühere fetale Fehlbildungen (86% vs. 54% p < 0,001), Frühgeburtlichkeit (100% vs. 82%, p < 0,001) war signifikant besser bei Diabetologen, als bei Gynäkologen. 95% der Diabetologen veranlassten bei ihren Patientinnen einen postpartalen 75 g oGTT (vs. 78%, p < 0,01).

Schlussfolgerungen: Der Kenntnisstand über die Inhalte der Leitlinie, insbesondere im die Nachsorge und die Risikofaktoren betreffend erscheint bei niedergelassenen Gynäkologen verbesserungsfähig.