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DOI: 10.1055/s-0035-1555948
Delegation hausärztlicher Tätigkeiten an qualifiziertes medizinisches Fachpersonal in Deutschland – eine Übersicht
Delegation of GP Work to Qualified Medical Staff in Germany – An OverviewPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. September 2015 (online)
Zusammenfassung
Ziel der Studie: Zur flächendeckenden Sicherung der hausärztlichen Versorgung wird seit einiger Zeit auch in Deutschland die stärkere Einbindung von nichtärztlichem Fachpersonal diskutiert. Inzwischen existieren verschiedene Delegationsmodelle. Ziel der Studie ist die Erstellung einer Übersicht vorhandener Delegationsmodelle im hausärztlichen Setting in Deutschland mit der Frage, inwieweit diese implementiert sind.
Methodik: Im April 2014 erfolgte bei unterschiedlichen Akteuren im Gesundheitswesen eine Recherche nach Delegationsmodellen für nichtärztliches Fachpersonal. Berücksichtigung fanden Modelle im hausärztlichen Bereich mit strukturierten, ≥80 Stunden umfassenden Weiterbildungsprogrammen, die mit Kostenträgern abgerechnet werden konnten. Die Modelle erfuhren eine Beurteilung in Anlehnung an den PDCA-Implementierungszyklus (Plan-Do-Check-Act).
Ergebnisse: Sechs Delegationsmodelle in der Hausarztpraxis wurden identifiziert (AGnES, VERAH, EVA, NäPA, HELVER und agneszwei), wovon 2014 nur noch vier Qualifizierungen weiter angeboten wurden. Dauer der Qualifizierung, Inhalte und Ziele der Modelle waren teilweise sehr unterschiedlich. Seit 2015 ist die Qualifikation zur NäPA (mit Zusatzqualifikation auch VERAH) Voraussetzung zur Abrechenbarkeit in der Regelversorgung. Als wichtiges Qualitätskriterium einer Implementierung fehlt bei den NäPA die Evaluation; alle Kriterien erfüllt nur die VERAH-Qualifikation.
Schlussfolgerungen: Zur vollständigen Implementierung der Delegationsmodelle und zur Stärkung und Förderung der Berufsgruppe der MFA sollten die in der Regelversorgung abrechenbaren Delegationskonzepte alle Qualitätskriterien der Implementierung erfüllen und damit auch regelhaft einer kontinuierlichen Evaluation unterzogen werden.
Abstract
Aim: To assure nationwide provision of family medical care, a greater involvement of non-physician healthcare professionals has been discussed in Germany for some time. Currently, there are various delegation models. The aim of this study is to provide an overview of existing delegation models in a German family practice setting and to investigate to what extent they are implemented in practice.
Method: Internet search was made for delegation models for non-physician healthcare staff, and various experts were contacted in April 2014. Models that explicitly addressed family practice, involved continuing education of more than 80 h, and for which health insurance funds bore the costs, were taken into consideration. The models were judged in accordance with the PDCA implementation cycle (Plan-Do-Check-Act).
Results: 6 delegation models used in family practice were identified for which only 4 qualifications were still available in 2014. The duration, content and aims of the training courses differed markedly. Since 2015, training to become a NäPA non-physician practice assistant (or a VERAH healthcare assistant in the family practice if the necessary supplementary qualification is achieved) is the basic qualification for which costs are reimbursed. However, one important quality criterion for its broad implementation, namely evaluation, is missing in NäPA training. Only the VERAH qualification fulfills all quality criteria.
Conclusions: In order to fully implement the delegation models and to strengthen and promote the healthcare assistant profession, the delegation models for which training costs are generally reimbursable should satisfy all quality criteria and also be subject to continual evaluation.
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