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DOI: 10.1055/s-0035-1558768
Perinatales Management bei fetalen Bauchwanddefekten – retrospektive Analyse an einem Perinatalzentrum
Fragestellung: Mit dem Ziel, das peripartale Management von Schwangerschaften bei Bauchwanddefekt (BWD) des Kindes zu optimieren, wurden in dieser single centre Erhebung alle Fälle von Kindern mit BWD seit 2003 retrospektiv ausgewertet.
Studienpopulation: Insgesamt wurden im betrachteten Zeitraum 40 Fälle mit BWD betreut, davon 24 Fälle von Gastroschisis (GSC) und 12 Fälle von isolierter Omphalozele (OMP). In weiteren 4 Fällen lagen schwere Begleitfehlbildungen oder genetische Erkrankungen vor, so, dass die Schwangerschaften vorzeitig beendet wurden oder aber zum intrauterinen Fruchttod kamen.
Ergebnisse: Die Zeitpunkte der Erstdiagnose lagen zwischen 10 und 23 SSW, die der interdisziplinär perinatalmedizinischen Beratung zwischen 12 und 35 SSW ohne systematischen Unterschied zwischen GSC und OMP. Es fand sich bei OMP gehäuft ein ein Polyhydramnion (6/12 Fälle), sonst war die Fruchtwassermenge normal oder vermindert (7/36 Fälle). In nur 3 der Fälle wurde das Gewicht der Kinder überschätzt, sonst erwartungsgemäß unterschätzt, im Mittel um 13% (GSC) bzw. 14,6% (OMP). Im Falle einer GSC lag bis 2012 die angestrebte Woche zur Entbindung bei 34 – 35 (17 Fälle). Im Jahr 2014 wurden 37 – 38 SSW als Entbindungsalter anvisiert (4 Fälle), wobei in allen diesen Fällen wurde diese Intention im weiteren Verlauf nach unten korrigiert, insgesamt erreichte nur eine der 24 Schwangerschaften die vollendete 37. SSW. Die Gründe für vorzeitige Entbindung waren: Frühgeburtsbestrebungen (4 ×, alle > 34 SSW), Anzeichen fetaler Beeinträchtigung (3 ×) und zunehmende Dilatation der Darmschlingen (4 ×). Seit 2006 wurde keine Sectio bei GSC mehr in Intubationsnarkose durchgeführt. Es findet sich ein Trend zugunsten höherer APGAR 5 min Werte mit steigendem GA, nach 36+0 SSW trat kein APGAR 7 nach 5 Minuten auf, insgesamt kein APGAR < 7 nach 5 min und insgesamt kein arterieller pH Wert unter 7,25. Ein Kind verstarb intrapartual in der 28+6 SSW bei unbekannter Diagnose nach Notfallverlegung in unsere Klinik bei mütterlichem HELLP Syndrom. 10 der 12 Patientinnen bei OMP stellten sich zur perinatalmedizinischen Beratung vor, hier wurde ein etwas höheres GA zur Entbindung angestrebt (36 – 38 SSW). In 3 dieser Fälle erfolgte die Entbindung vor 36+0 SSW. Insgesamt waren 6 der 12 Schwangerschaften durch Frühgeburtssymptomatik kompliziert. In einem Fall erfolgte die Notfallverlegung bei 23+5 SSW bei unaufhaltsamer Frühgeburt mit anschließend vaginaler Entbindung bei BWS (Kind 40 min p.n. verstorben), in einem Fall bei 33+2 SSW wegen vorzeitigen Blasensprunges mit konsekutiver Sectio.
Diskussion und Schlussfolgerung: Unsere retrospektive Analyse zeigt, dass Schwangerschaften bei Gastroschisis unter engmaschiger sonographischer Verlaufskontrolle bis zur Terminnähe geführt werden können. Mit Bezug auf das unmittelbare perinatale Outcome erscheint die Vollendung der 36. SSW das optimale Prolongationsziel zu sein. Frühere Entbindung aufgrund sonographischer Kriterien führte > 33+0 SSW nicht zu einer messbaren postnatalen Beeinträchtigung der Kinder. Die Aussagen sind insofern präliminär, als dass die Auswertung des weiteren postnatalen Verlaufes noch aussteht. Die Omphalozele ist in der Hälfte der Fälle mit einem Polyhydramnion assoziiert. Die Schwangerschaften sind durch ein höheres Risiko für Frühgeburtssymptome gekennzeichnet, so dass das Augenmerk bei der Festlegung des Entbindungszeitpunktes nicht nur auf sonographischen Fetalparametern, sondern insbesondere darauf liegen sollte, Akutverlegungen oder Notfallentbindungen außerhalb von Zentren mit kinderchirurgischer Versorgungsmöglichkeit zu vermeiden.