Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - FV1
DOI: 10.1055/s-0036-1580748

Herzinsuffizienz und Therapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 aus der Routineversorgung-Auswertung aus dem Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV)-Register

D Stoyanova 1, B Stratmann 1, A Schwandt 2, 3, N Heise 4, S Mühldorfer 5, HJ Ziegelasch 6, D Tschöpe 1 RW Holl 2, 3, für die DPV-Initiative
  • 1Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Universitätsklinik der Ruhr Universität Bochum, Diabeteszentrum, Bad Oeynhausen, Germany
  • 2Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
  • 3Deutsches Zentrum für Diabetesforschung DZD, München-Neuherberg, Germany
  • 4Alb Fils Kliniken, Helfenstein Klinik Geislingen, Medizinische Klinik, Gesilingen, Germany
  • 5Klinikum Bayreuth GmbH, Medizinische Klinik 1, Klinik für Gastroenterologie, Bayreuth, Germany
  • 6Klinik Malchower See, Malchow, Germany

Erfassung der Stoffwechseleinstellung, Therapieformen und Begleiterkrankungen von Typ 2-Diabetikern mit und ohne Herzinsuffizienz.

289.950 Patienten (DPV-Register, Jahre 2000 bis 2015) wurden analysiert (Wilcoxon-Test für kontinuierliche Variable, Chi-Quadrat-Test für binäre Variable, p-Wert-Adjustierung für multiples Testen mittels False Discovery Rate; lineares Regressionsmodell unter Berücksichtigung demographischer Einflussgrößen).

Diabetiker mit Herzinsuffizienz (ICD-Code: I50, N = 14.723, Prävalenz 5,1%) unterschieden sich im Vergleich zu Diabetikern ohne Herzinsuffizienz (N = 275.227) hochsignifikant (p < 1 × 10-6) nach Alter (75,9 vs. 68,0 Jahre), weibliches Geschlecht (52,9% vs. 47,5%) und längere Diabetesdauer (12,2 vs. 9,7 Jahre). Signifikant häufiger (p < 1 × 10-6) ließen sich kardiovaskuläre Erkrankungen wie koronare Herzerkrankung (36% vs. 11%), Myokardinfarkt (15% vs. 9%), Apoplex (13% vs. 7%) sowie diabetesassoziierte Spätkomplikationen wie diabetische Polyneuropathie (48% vs. 44%), diabetisches Fußsyndrom (13% vs. 6%), chronische Niereninsuffizienz (Serumkreatinin: 1,52 mg/dl vs. 1,19 mg/dl; Prävalenz Makroalbuminurie 7% vs. 5%) bei den Diabetikern mit Herzinsuffizienz feststellen. Nach Adjustierung für demographische Faktoren (Alter, Geschlecht, Diabetesdauer) weisen Patienten mit Herzinsuffizienz niedrigere HbA1c-Werte (HbA1c 7,66% vs. 7,74%, p < 0,0001), höhere BMI-Werte (31,88 ± 0,06 kg/m2 vs. 30,50 ± 0,02 kg/m2, p < 0,0001) und niedrigere systolische (132,6 ± 0,10 vs. 135,5 ± 0,19 mmHg, p < 0,0001) sowie diastolische Blutdruckwerte (75,61 ± 0,11 vs. 77,29 ± 0,06 mmHg, p < 0,0001) auf. Diabetiker mit Herzinsuffizienz werden signifikant häufiger und mit höheren Insulindosen behandelt (61% vs. 50%; 0,65IU/kg vs. 0,62IU/kg, p < 1 × 10-6) und sind signifikant häufiger (p < 1 × 10-6) mit Antihypertensiva (72% vs. 50%) sowie Cholesterinsenkern (32% vs. 25%) behandelt.

Herzinsuffizienz ist häufige Comorbidität bei Typ-2-Diabetes, die Prävalenz ist im DPV-Register niedriger als erwartet. Ursächlich für die bessere HbA1c-Einstellung bei Patienten mit Diabetes und Herzinsuffizienz ist eine mehrdimensionale Therapie bei Multimorbidität, mit vermehrtem Insulineinsatz und häufigerem Antihypertensiva-Einsatz.