Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - FV2
DOI: 10.1055/s-0036-1580749

Intranasales Insulin verstärkt die Konnektivität des Gehirns bei insulinsensitiven aber nicht bei insulinresistenten Menschen

S Kullmann 1, 2, M Heni 1, 2, 3, R Veit 1, 2, HU Häring 1, 2, 3, A Fritsche 1, 2, 3, H Preissl 1, 2
  • 1Institute for Diabetes Research and Metabolic Diseases of the Helmholtz Center Munich at the University of Tübingen, Tübingen, Germany
  • 2German Center for Diabetes Research (DZD), Tübingen, Germany
  • 3Department of Internal Medicine IV, University of Tübingen, Tübingen, Germany

Die Insulinwirkung im Gehirn scheint eine besondere Rolle sowohl bei metabolischen Erkrankungen als auch bei kognitiven Störungen zu spielen. Insulin beeinflusst wenige, spezifische Hirnregionen. In Patienten mit Demenz bzw. Typ 2 Diabetes konnte gezeigt werden, dass sich die Verknüpfungen zwischen Hirnregionen innerhalb des „Default-Mode“ Netzwerkes (DMN) mittels intranasalem Insulin verstärkt werden können. Dieses Netzwerk beinhaltet Regionen die schon in frühen Stadien von Demenzerkrankungen Auffälligkeiten zeigen.

In der aktuellen Studie wurde untersucht, ob intranasales Insulin die Konnektivität in gesunden Erwachsenen moduliert.

In einer Placebo-kontrollierten Studie wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomografie die funktionelle Konnektivität des Gehirns vor und 30 min nach intranasalem Insulin erfasst. Insgesamt nahmen 48 gesunde Probanden an der Studie im Alter von 19 bis 37 Jahren mit einem BMI zwischen 19,5 – 46,5 kg/m2 teil. Zusätzlich wurde die periphere Insulinsensitivität mittels oralem Glukosetoleranztests ermittelt, um mögliche Interaktionen zwischen der Insulinsensitiviät des Gehirns und der Peripherie zu untersuchen.

Nach Gabe von intranasalem Insulin zeigte sich eine signifikante Erhöhung der Konnektivität zwischen dem Hypothalamus und präfrontalen Regionen des DMNs (p < 0,05, korrigiert für multiple Vergleiche). Die periphere Insulinsensitivität der Probanden korrelierte positiv mit dem Insulin-induzierte Konnektivitätsanstieg. Probanden mit periphere Insulinresistenz zeigten keinen Konnektivitätsänderung.

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass intranasales Insulin in gesunden Erwachsenen die Konnektivität zwischen dem Hypothalamus und dem DMN verstärkt. Dies könnte ein möglicher Ansatz zur Erklärung des positiven Effektes von Insulin im Gehirn auf den Metabolismus und die Kognition sein. Bei peripherer Insulinresistenz konnte dieser Effekt nicht beobachtet werden, somit könnte dies potentiell das Risiko für T2D und kognitive Störungen erhöhen.