Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - FV15
DOI: 10.1055/s-0036-1580762

Veränderung neuronaler Aktivität nach bariatrischer Bypass-Operation bei Patienten mit Typ 2 Diabetes

S Frank 1, JM Heinze 2, 3, 4, K Linder 2, 4, M von Feilitzsch 5, A Königsrainer 5, HU Häring 2, 3, 4, R Veit 1, H Preissl 2, 3, 4, A Fritsche 2, 3, 4
  • 1Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen, Germany
  • 2Uniklinik Tübingen, Innere Medizin 4, Tübingen, Germany
  • 3Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • 4Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg, Germany
  • 5Uniklinik Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Germany

Fragestellung: Typ 2 Diabetes (T2D) und Adipositas sind mit Änderungen der neuronalen Verarbeitung von Nahrungsreizen assoziiert. Bariatrische Chirurgie ist eine effektive Methode zur Reduktion des Körpergewichts und führt in vielen Fällen auch zu einer Verbesserung der Glykämie bei T2D. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die mit bariatrischer Chirurgie einhergehenden neuronalen Korrelate in Bezug auf die Änderung der Glykämie zu untersuchen.

Methodik: 24 Typ 2 Diabetespatienten wurden in diese funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT)-Studie eingeschlossen. Zwölf Patienten unterzogen sich einer Roux-en Y gastrischen Bypassoperation vor mindestens 6 Monaten (RYGB). Weitere 12 Patienten dienten als Kontrollgruppe und waren für BMI (35,71 ± 0,84 vs. 37,81 ± 1,38 kg/m2, p = 0,21) und Alter (50,0 ± 2,67 vs. 50,7 ± 3,29 Jahre, p = 0,88) angeglichen. Des Weiteren waren die beiden Gruppen für den prä-operativen HbA1c kontrolliert (7,04 ± 0,37 vs. 7,07 ± 0,50%, p = 0,97). Während der fMRT Messung wurden den Probanden Bilder von Speisen präsentiert.

Ergebnisse: RYGB Patienten zeigten im Vergleich zum prä-operativen Zustand einen signifikant verbesserten HbA1c (7,07 ± 0,50 vs. 5,70 ± 0,16%, p < 0,05). Diese Gruppe zeigte im Vergleich zur Kontrollgruppe eine erhöhte Aktivität in belohnungsassoziierten Arealen und Arealen, die für die Inhibition wichtig sind. In der Kontrollgruppe im Vergleich zu RYGB Patienten war die Aktivität in Arealen des gustatorischen Kortex, sowie in gedächtnisassoziierten und kognitiven Kontrollarealen erhöht.

Schlussfolgerungen: Die Verbesserung der Glykämie nach bariatrischer OP ist mit einer veränderten neuronalen Verarbeitung von Nahrungsreizen assoziiert. Hierbei scheinen vor allem belohnungssensitive und Kontrollareale einen Rolle zu spielen. In zukünftigen Studien sollte geprüft werden, ob eine Verbesserung der Glykämie ohne bariatrische Operation ähnliche Veränderungen in der neuronalen Verarbeitung von Nahrungsreizen bewirkt.