Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - FV28
DOI: 10.1055/s-0036-1580775

Fettreiche Ernährung moduliert die Effekte einer Genvariante des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (ACE) auf die Glukosetoleranz

R Schüler 1, 2, MA Osterhoff 1, 2, 3, T Frahnow 1, 2, J Spranger 3, 4, 5, M Möhlig 3, M Kruse 1, S Hornemann 1, AFH Pfeiffer 1, 2, 3
  • 1Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
  • 2Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Germany
  • 3Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Endokrinologie, Diabetes und Ernährung, Berlin, Germany
  • 4Center for Cardiovascular Research (CCR), Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • 5Experimental and Clinical Research Center, Charité-Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück Zentrum, Berlin-Buch, Germany

Fragestellung: Der DD-Genotyp des häufig vorkommenden Insertions-Deletions-Polymorphismus (I/D) im ACE-Gen geht mit erhöhten ACE-Serumspiegeln einher und ist mit einer verschlechterten Glukosetoleranz assoziiert. In der NUtriGenomic Analysis in Twins (NUGAT) Studie konnten wir bereits ACE als Ernährungs-relevantes Gen identifizieren. Ziel weiterer Analysen war es, den Einfluss einer fettreichen Ernährung auf die Assoziation des rs4343 Genotyps, als I/D-Surrogatmarker, mit dem Glukosemetabolismus und dem Risiko eines Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) zu untersuchen.

Methodik: 46 gesunde Zwillingspaare erhielten 6 Wochen eine gesunde Kontrolldiät gefolgt von einer Hochfettdiät für weitere 6 Wochen unter isokalorischen Bedingungen. Klinische Untersuchungstage fanden vor, nach 1 und 6 Wochen der Hochfettdiät statt. Es wurden intravenöse Glukosetoleranztests (ivGTT) durchgeführt. Desweiteren wurden klinische und genetische Marker bestimmt. Potentielle Gen-Ernährungs-Interaktionen wurden in einer Querschnittsstudie, der Metabolic Syndrome Berlin Potsdam Kohorte, reevaluiert.

Ergebnisse: Vor Beginn der Hochfettdiät konnten keine genotypischen Unterschiede bezüglich der Glukosetoleranz im ivGTT festgestellt werden (homozygote Nicht-/heterozygote Träger AA/AG vs. homozygote Träger GG: P AUCglukose= 0,330). Demgegenüber verschlechterte sich die Glukosetoleranz bei GG-Trägern im Verlauf der 6-wöchigen Hochfettdiät signifikant (Messwiederholung, P= 0,001), wohingegen die Glukosetoleranz der AA/AG-Träger unverändert blieb (P= 0,941; ΔAUCglukose, AA/AG vs. GG: P= 0,009). Die Gen-Ernährungs-Interaktion konnte in unserer Querschnittsstudie bestätigt werden. Die rs4343 Genvariante war in einer Subgruppe mit berichteter alimentärer Fettzufuhr ≥37% mit einem erhöhten Risiko für T2DM assoziiert (GG vs. AA/AG, OR 2,60 [95% CI 1,07 – 6,32], P= 0,035), während das Risiko bei normaler Fettzufuhr unverändert war (< 37%; GG vs. AA/AG, OR 0,73 [0,31 – 1,74], P= 0,482).

Schlussfolgerung: Die rs4343-Variante des ACE-Gens ist ein neuer nahrungsabhängiger Risikomarker für T2DM.