Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P182
DOI: 10.1055/s-0036-1580929

Euglykäme Ketoazidose während der Schwangerschaft – eine Chimäre mit fatalem Ausgang

F Weschenfelder 1, E Schleußner 1, T Groten 1
  • 1Universitätsklinikum Jena – Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Jena, Germany

Fragestellung: Bei der euglykämen Ketoazidose bei schwangeren Diabetikerinnen handelt es sich um eine seltene Notfallsituation mit potentiell fatalen Folgen für Mutter und Kind. Überlebensnotwendig ist die rechtzeitige Diagnose. Die Symptomatik geht oft mit für die Schwangerschaft üblichen Beschwerden wie Unwohlsein, abdominalen Schmerzen und vermehrtem Erbrechen einher. Wegen des fehlenden Blutzuckeranstieges bei schwangeren Patientinnen wird die Ketoazidose (DKA) dann leicht übersehen, mit möglicherweise tödlichen Folgen. Ist dieser Sonderfall der DKA ausreichend bekannt?

Methodik: Fallvorstellung einer Patientin mit euglykämer DKA in der Schwangerschaft und Intrauterinem Fruchttod.

Ergebnisse: Die 23-jährigen Typ I Diabetikerin stellte sich bereits im ersten Trimenon wiederholt mit ausgeprägtem Erbrechen und Oberbauchschmerzen in der Klinik vor. Die Behandlung erfolgte unter der Diagnose einer Hyperemesis. Die durchgeführte gastrointestinale Diagnostik ergab zusätzlich den Befund einer Hiatusgleithernie mit Refluxösophagitis. In der 27. SSW stellte sie sich erneut mit exazerbiertem Erbrechen und abominalen Schmerzen im Heimatkrankenhaus vor. Bei Nahrungskarenz war dabei die Insulintherapie pausiert worden. Nach Verlegung in unser Perinatalzentrum wurde eine schwere Ketoazidose bei euklyämen Blutzuckerwerten festgestellt (pH 7,25, BE -16 mmol/l, BZ 10,8). Es kam unmittelbar nach Eintreffen der Patientin im Kreißsaal zum intrauterinen Fruchttod. Nach Diagnosestellung und adäquater Behandlung stabilisieriertesich die maternale Stoffwechsellage.

Schlussfolgerung: Eine DKA tritt bei schwangeren Diabetikerinnen in 1 – 3% der Fälle auf, 30% verlaufen euglykäm. Eine Blutgasanalyse bei schwangeren Diabetikerinnen, die sich mit unklarer Verschlechterung des Allgemeinzustandes vorstellen, sollte routinemäßig erfolgen. Die Aufklärung der Patientinnen über das Risiko, die Symptome und die Einleitung von Vorsichtsmaßnahmen wie Acetonbestimmung im Urin, kann helfen das Risiko frühzeitig zu erkennen.